Zu diesem Ergebnis kommt Bruno Fehse, Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA) im Rahmen einer Pressekonferenz diese Woche in Berlin. Das Angebot an freier Ware fällt daher äußerst bescheiden aus, während die Nachfrage der Verarbeiter - sei es Mühlen und Exporteure vorhanden ist. "In den letzten Wochen bestätigt sich die Einschätzung am Markt, dass die Vorräte in der Landwirtschaft deutlich niedriger liegen als wir zunächst erwartet haben. Nach meiner Einschätzung dürften die noch frei verfügbaren Lagerbestände bei ca. 20 % der Weizen-Erntemenge liegen, während Rapssaat bis auf Restbestände weitgehend ausverkauft ist", führt der BVA-Präsident aus. Anders als in den Vorjahren steht damit der regen Nachfrage nur noch ein vergleichsweise kleines Angebot gegenüber. Aus heutiger Sicht gibt es kaum Potential für deutlich fallende Preise. Die Getreidebilanzen aller Kulturen sind bestenfalls ausgeglichen.
"Aussichten auf eine Entspannung am
Getreidemarkt sehen wir nicht vor der nächsten Ernte", so Fehse. Abweichungen von einem normalen
Witterungsverlauf sowie Verzögerungen bzw. Probleme im Aufwuchs der neuen Ernte führen an den Getreidemärkten sofort zu Preissteigerungen. Dagegen werden positive Meldungen über die neue Ernte weitgehend ausgeblendet, bis die neue Ernte tatsächlich eingebracht worden ist. Wer jetzt Vorkontrakte mit der Landwirtschaft abschließen möchte, trifft auf Zurückhaltung.
Erst wenn zuverlässigere Informationen zu
Aussaatflächen, Auswinterungsschäden und Stand der Frühjahrsarbeiten zur Verfügung stehen, kommt das Geschäft wieder in Schwung. Ausschlaggebend für die Preisentwicklung dürfte in den kommenden Wochen auch die weltweite Entwicklung der Konjunktur und damit die Entwicklung der weltweiten Importnachfrage sein. Für die Ernte 2011 ist bereits absehbar, dass weltweit mit einer Ausweitung der Anbaufläche und der Steigerung der Anbauintensität und folglich unter normalen Witterungsverhältnissen mit einer steigenden globalen Ernte zu rechnen ist.
"Als Fazit für die Ernten 2011 und 2012 können wir den Produzenten nur empfehlen, nicht nur den Verkauf der noch vorhandenen Lagervorräte im Focus zu behalten. Jetzt sollten die betriebsindividuellen Entscheidungen gefällt werden, wie und wann die Vermarktung der Ernte 2011 und 2012 erfolgen soll. Grundlage der Verkaufsentscheidung sollten kaufmännische Gesichtspunkte sein. Beim aktuellen Preisniveau ist eine Teilabdeckung über Vorkontrakte sicherlich eine gute unternehmerische Entscheidung, um mögliche Marktrisiken zu reduzieren." (bva)