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21.06.2009 | 10:33 | Wildkräuter 

Kriechender Günsel - weit verbreitet dank Doppelstrategie

Recklinghausen - Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat den Kriechenden Günsel zur Pflanze des Monats erkoren.

Kriechender Günsel
(c) proplanta
Der wenig attraktive Name, den man eher mit lästigem „Unkraut“ in Verbindung bringt, wird durch das positive Erscheinungsbild und interessante ökologische Aspekte mehr als wettgemacht.

Herrlich blaue Teppiche des Lippenblütlers leuchten im Mai und Juni an Wäldern, Wiesen und Büschen. Dabei bevorzugt die maximal 30 Zentimeter hohe Pflanze nährstoffreiche, etwas feuchte Böden. Mit Ausnahme der trockenen Gebiete der Köln-Bonner Rheinebene, Jülicher Börde und Schwalm-Nette-Platten ist sie überall in Nordrhein-Westfalen zuhause.

Nicht nur die äußeren Bedingungen kommen dem Kriechenden Günsel zugute. Er verfügt über viele Überlebenstrategien: Für die Bestäubung zum Beispiel sorgen Insekten; vor allem langrüsselige Bienen und Hummeln werden von den Blüten angelockt, nehmen den Blütenstaub auf und transportieren ihn zu anderen Blüten. Bleiben Insekten aus – etwa durch verspäteten Frühlingsbeginn, hilft sich die Pflanze mit spontaner Selbstbestäubung.

Auch für die Ausbreitung der Samen gibt es eine Doppelstrategie: Die überirdischen Ausläufer der Pflanze bringen Samen in den „Nahbereich“. Um die Verbreitung auf weiter entferntem „Neuland“ kümmern sich dagegen Ameisen, die Samen aufnehmen und davontragen. So kommt es vor, dass der Kriechende Günsel selbst auf Bäumen und an Felsen zu finden ist.

Wer so eng mit Insekten in Beziehung steht, bringt gerne eine Gegenleistung. Das Interesse der Ameisen an den Samen wird erst durch ölhaltige Anhängsel geweckt, die gerne verspeist werden. Und auch für die Bestäubung revanchiert sich der Günsel, kann sein Nektar doch in unseren oft blütenarmen Städten lebenswichtig für Insekten sein. Denn Koniferen und Kurzrasen in Parks sowie exotische oder degenerierte Gewächse in Gärten und auf Balkonen produzieren nur wenig Nektar.

Tritt dann Nahrungsmangel ein, können zum Beispiel ganze Hummelvölker sterben, wie es in Lindenalleen beobachtet wird: Gegen Ende der Lindenblüte geht den Bäumen der „Saft“ aus, auf den die Insekten angewiesen sind. Fehlt es dann an anderen Nahrungsquellen, gehen viele Hummeln zugrunde. Deshalb sollten kleine „wilde Ecken“, in denen Kriechender Günsel, Löwenzahn, Distel oder Klee wachsen, auch in der Stadt ihren Platz finden und nicht dem „Ordnungswahn“ zum Opfer fallen.

Als Heilkraut wird der Kriechende Günsel bei Halsschmerzen (als Tee) und Wunden (als Umschläge) gehandelt. Wohl eher auf Aberglauben beruht die Annahme, dass Inhaltsstoffe dieser Pflanze die Leber reinigen und nach durchzechter Nacht den „Kater“ vertreiben. (LANUV)
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