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17.08.2007 | 14:08 | Hopfenanbau  

Pflanzenschutz im Hopfengarten: Reduktion durch Innovation

Frankfurt a.M. - Am kommenden Montag (20. August) beginnt die Hopfenernte in der bayerischen Hallertau.

Hopfen
(c) proplanta
Dort liegt fast ein Drittel der weltweiten Anbaufläche dieser Pflanze, deren Dolden dem Bier Aroma, Würze und den feinherben Geschmack verleihen. Die Hopfenbauern können sich auf kräftig steigende Preise freuen. Denn während die Anbaufläche in den letzten Jahren deutlich zurückging, wird der Bierdurst weltweit immer größer. Das geschieht vor allem in Regionen, in denen das Bier wenig Tradition hat, wie in Ostasien oder Südamerika.

 

Der Hopfen wächst äußerst schnell und erreicht eine Höhe von sieben Metern. Seine Triebe legen am Tag bis zu 35 cm an Länge zu. Ihr zartes Gewebe schmeckt allerdings auch Spinnmilben, Blattläusen und Rüsselkäfern. Mit gezieltem Pflanzenschutz müssen sie in Schach gehalten werden. Dramatische Schäden richten Krankheiten wie der Falsche Mehltau an. 1924 trat er erstmals in Deutschland auf. Damals vernichtete er die komplette Ernte. Ohne chemischen Pflanzenschutz hätte der Hopfenbau in Deutschland keine Zukunft gehabt.

 

Gerade in dieser Kultur hat sich seither eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Der Ertrag an Alphasäure, der eigentlichen Bierzutat, konnte durch moderne Sorten von 50 auf 400 Kilogramm pro Hektar gesteigert werden. Auch im Pflanzenschutz gab es beispielhafte Fortschritte, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Pilzkrankheiten erforderten noch vor 30 Jahren 15 bis 16 Spritzungen im Jahr. Seither wurde in der Hallertau ein raffiniertes Vorhersagesystem für Pilzkrankheiten entwickelt. An zahlreichen Beobachtungsstellen wird täglich die Anzahl der Pilzsporen ermittelt. Erreichen sie eine bestimmte Schwelle, werden die Hopfenpflanzer per SMS oder Fax informiert, dass sie eingreifen müssen. Dadurch konnten die Spritzungen bei den modernen toleranten Sorten auf zwei bis vier in der Vegetationsperiode reduziert werden. Bei den alten Landsorten kommt man mit fünf bis acht Behandlungen aus. „Auf das Kilo Alphasäure bezogen haben wir im Pflanzenschutz eine Einsparung von 95 Prozent erreicht“, erklärt Anton Lutz von der Hopfenforschung in Hüll mit erkennbarem Stolz.

 

Das gleiche System praktiziert das zweite süddeutsche Hopfenanbaugebiet im württembergischen Tettnang. Einen anderen Weg gehen die Hopfenpflanzer im Elbe-Saale-Gebiet. Dort liegen die Hopfengärten zu weit auseinander, um durch Sporenzählen zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen. Deshalb sind in den Pflanzungen Messstationen eingerichtet. Sie erfassen Niederschlagsmenge, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Blattnässe am Tag. Ein Computerprogramm errechnet dann, wann es sinnvoll ist, zur Spritze zu greifen. (PM)

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