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19.07.2007 | 07:26 | Diabrotica-Funde 

Maiswurzelbohrer heuer deutlich früher unterwegs

Wien - Aufgrund des milden Winters und Frühjahres haben Experten der AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, heuer eine deutlich frühere Hauptflugzeit des Maiswurzelbohrers festgestellt.

Maiswurzelbohrer
Maiswurzelbohrer (c) JKI
Die ersten Käfer wurden bereits am 14. Juni im Burgenland festgestellt, etwa vier Wochen früher als im (kühlen und regnerischen) Frühjahr des Vorjahres und zwei bis drei Wochen früher als in den vergangenen Jahren. Die Maisblüte und die Hauptflugzeit des Käfers liegen heuer im selben Zeitraum. Experten der AGES konnten bei ersten Untersuchungen im Burgenland noch keine nennenswerten Befruchtungsschäden nachweisen.

Der Flug der Käfer hält jedoch unvermindert an und die Gefahr für die milchreifen Körner der jungen Kolben ist noch lange nicht vorbei. Auch die Schäden an den Wurzeln der Maispflanzen, verursacht von den im Boden lebenden Käferlarven, traten in diesem Jahr früher auf und manifestieren sich bereits in deutlich sichtbaren Schadbildern. Insgesamt ist jedoch derzeit laut Experten der AGES noch nicht abschätzbar, ob in Österreich heuer wirtschaftlich bedeutende Verluste auftreten werden.

Bei günstigen Witterungsbedingungen in den nächsten Wochen könnten sich auch lagernde Pflanzen wieder erholen und soweit aufrichten, dass sie von den Erntemaschinen erfasst werden können. In diesem Fall besteht die Hoffnung, dass die Schäden durch die Larven des Maiswurzelbohrers nur gering ausfallen und zu keinen ökonomisch bedeutenden Verlusten führen.

Käfer breitet sich weiter aus
Der westliche Maiswurzelbohrer, Diabrotica virgifera virgifera, ist ein 5 bis 7 mm großer Käfer, der Anfang der 90-er Jahre aus Nordamerika nach Serbien eingeschleppt wurde. Seitdem verbreitet sich der Käfer kontinuierlich durch aktiven Flug, Windverdriftung und durch den Güterverkehr entlang der Hauptverkehrswege in Süd-, Ost- und Mitteleuropa. Im Jahr 2002 wurden die ersten Käfer im Osten Österreichs gefunden, mittlerweile zählen das Burgenland, Wien, sowie große Teile von Niederösterreich und der Steiermark zu den Befallsgebieten.

Die amtlichen Pflanzenschutzdienste der Länder führen alljährlich ein Monitoring mit annähernd 500 Pheromonfallen in ganz Österreich durch, um die Ausbreitung des Maiswurzelbohrers zu dokumentieren. Die von der AGES gesammelten Daten zeigen, dass sich der Käfer auch 2006 weiter nach Westen und Norden vorgearbeitet hat. Die durchschnittliche Arealerweiterung im Vergleich zum Jahr 2005 liegt bei etwa fünf bis 15 km. Diese Strecken haben die Käfer wahrscheinlich durch aktiven Flug aus bereits befallenen Gebieten überwunden.

Vereinzelt konnten jedoch neue Befallsherde entdeckt werden, die 20 bis 50 km vom Verbreitungsgebiet des Vorjahres entfernt liegen. Solche Befallsgebiete liegen durchwegs an stark frequentierten Verkehrswegen, wie der A1 (Westautobahn), der A9 (Pyhrnautobahn) oder an der Strecke von Wien nach Prag. Es liegt daher nahe, dass in diesen Fällen die Käfer als "blinde Passagiere" durch den Verkehr verschleppt wurden.

Taube Kolben, liegende Pflanzen
In den Maisanbaugebieten der USA zählt der Maiswurzelbohrer zu den bedeutendsten Schädlingen an Mais. Bei starkem Befall sind Verluste bis 30% keine Seltenheit, in einzelnen Fällen können sie jedoch deutlich höher liegen und Spitzenwerte bis 80% Ernteverlust erreichen. Jährlich werden enorme Summen zu seiner Bekämpfung ausgegeben, was ihm den Spitznamen "Milliarden-Dollar-Käfer" eingebracht hat. Auch in Europa wurden in den vergangenen Jahren− etwa aus Serbien, Ungarn oder der Slowakei − vereinzelt bereits schwere Verluste bis 50% gemeldet.

Die größte Gefahr für die Maispflanzen geht von den Larven des Maiswurzelbohrers aus, die, wie der Name bereits sagt, unter der Erde an den Wurzeln fressen und so die Wasser- und Nährstoffaufnahme sowie die Standfestigkeit der Pflanze erheblich beeinträchtigen können. Letzteres führt zur Lagerung der Pflanzen, die sich nach der Ausbildung von Sekundärwurzeln wieder aufrichten, wodurch das "Gänsehalssyndrom", das typische Schadbild des Maiswurzelbohrers, entsteht.

Die Entwicklung der Larven wurde durch die diesjährige milde Frühjahrswitterung begünstigt, weshalb Wurzelschäden bereits früher aufgetreten sind. In Maisanbaugebieten im Osten des Bundesgebietes treffen diese Schäden die Maispflanzen heuer zu einem Zeitpunkt, an dem die Adventivwurzeln den Boden noch nicht erreicht haben und die Gefahr einer Lagerung der Pflanzen daher besonders groß ist.

Daneben können aber auch die adulten Käfer erheblichen Schaden anrichten. Sie ernähren sich nicht nur von den Blättern, sondern vor allem auch von den Pollen und den Narbenfäden, dem "Haar" an der Spitze der Maiskolben, und später von den milchreifen Körnern junger Kolben. Fällt die Blütezeit des Maises mit dem Hauptflug der Käfer zusammen, so wird die Befruchtung der Pflanzen empfindlich gestört und in der Folge eine reguläre Kornausbildung verhindert – die Kolben bleiben "taub".

In der Regel ist in den ostösterreichischen Maisanbaugebieten die Blüte des Hauptkolbens zur Flugzeit des Maiswurzelbohrers bereits abgeschlossen. Allfällige Befruchtungsstörungen durch den Fraß der Käfer blieben dadurch in den vergangenen Jahren auf die für den Ertrag weniger wichtigen Nebenkolben beschränkt. (AGES)

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Wurzelschaden durch den Maiswurzelbohrer (Bildquelle: AGES)
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Schadsymptom "Gänsehals", verursacht durch den Maiswurzelbohrer (Bildquelle: AGES)
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