Hohe Temperaturen und intensive Sonneneinstrahlung führen zu starker Verdunstung. Das in der Gülleflüssigkeit gelöste Ammoniak geht in die Gasphase über. Ist die oberste Bodenschicht ausgetrocknet, dringt die Gülleflüssigkeit nur langsam in den Boden ein. Mit steigendem Trockensubstanzgehalt verstärkt sich dieser Effekt. Wie Messungen belegen, treten die größten Ammoniakverluste innerhalb der ersten Stunde nach der Ausbringung auf.
Um eine hohe Stickstoffwirkung zu erzielen, ist die direkte Einbringung (Injektion) mit gleichzeitiger Einmischung in den Boden die beste Ausbringungsvariante. Auch bodennahe Applikation und sofortige Einarbeitung tragen zur Verlustsenkung bei. Letzteres ist auf unbestellten Flächen von der
Düngeverordnung vorgeschrieben. Hinzuweisen ist, dass die Einarbeitung schnellstmöglich, spätestens jedoch vier Stunden nach Beginn der Ausbringung, abgeschlossen sein muss. Dabei ist die Witterung zu beachten. Erfolgt der Einsatz bei verlustträchtiger Witterung, sind kürzere Einarbeitungszeiten erforderlich.
Gülleanwendung im Spätsommer und Herbst setzt in jedem Fall voraus, dass die im Feld stehenden Früchte einen Düngebedarf aufweisen. Zulässig sind maximal 80 kg Gesamt-N oder 40 kg Ammonium-N pro ha. Ist der Anteil des Ammoniumstickstoffs höher als 50 % vom Gesamt-N, so begrenzt er die auszubringende Menge. Das trifft oft für Schweinegülle und für Biogasgärrückstände zu.
Bleiben die Ammoniakverluste gering, müssen für eine optimale Entwicklung der
Winterungen die erlaubten Obergrenzen nicht ausgereizt werden. Bei lang anhaltender Vegetation werden noch große Teile des organisch gebundenen N pflanzenverfügbar. Ein überhöhtes N-Angebot im Herbst führt oft zum Überwachsen der Bestände und zu verstärkter Auswinterungsgefahr. Ist das Pflanzenwachstum witterungsbedingt eingeschränkt, geht der nicht verwertete Stickstoff über Winter zumeist verloren.
Die gute Pflanzenverfügbarkeit des in Gärresten enthaltenen Stickstoffs erweist sich im Sommer oft als Nachteil. Durch den Abbau von organischen Säuren während der Vergärung steigt in Biogasgülle der pH-Wert, was wiederum Ammoniakverluste begünstigt. Die Ausbringung sollte deshalb an kühlen, windstillen sowie feuchten Tagen direkt in den Boden erfolgen. Bei bodennaher Applikation sollte vor der Ausbringung eine flache Stoppelbearbeitung erfolgen. Die Gülleflüssigkeit kann so besser in den Boden einsickern. Dadurch kommt das gelöste Ammonium mit mehr Sorptionsplätzen in Berührung und wird dort anlagert. Die neue Streifenbearbeitungstechnik bietet die Möglichkeit, bei der Streifenbearbeitung
Gülle bzw. Gärsubstrat verlustarm in den Boden einzubringen.
Einzuhalten sind die Sperrfristen der Düngeverordnung. Das betrifft außer dem Stallmist alle weiteren Wirtschaftsdünger einschließlich Geflügelkot. Auf dem
Ackerland gilt sie in der Zeit vom 1. November bis 31. Januar und auf Grünland vom 15. November bis 31. Januar.
Quelle: Dr. Schliephake / LfULG Dresden