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31.03.2007 | 11:19 | Eutererkrankungen 

Färsenmastitis auf den Grund gehen

Lohmar - Eutererkrankungen bei Färsen sind keine Seltenheit. Jede Färsenmastitis erschwert den Start in die erste Laktation. Oft scheiden die betroffenen Tiere frühzeitig aus der Herde aus. Um dies zu vermeiden, sind eine schnelle Suche nach den Ursachen sowie gezielte Vorbeuge- und Bekämpfungsmaßnahmen notwendig.

Färsenmastitis
(c) Lemmer-Fullwood

Auswertungen der letzten Jahre belegen: Die Anzahl der Euterentzündungen bei Färsen oder erstlaktierenden Kühen steigt. Meist bemerkt der Milchviehhalter die Infektion erst als klinische Erkrankung in den ersten 14 Laktationstagen, wenn bereits Flocken in der Milch auftreten. Das eigentliche Infektionsgeschehen dauert aber subklinisch schon wesentlich länger an.

Jede Euterentzündung bei Färsen führt zu einer Verschlechterung der Leistungsfähigkeit und in schlimmen Fällen sogar zum Abgang der betroffenen Tiere in der ersten Laktation. Die dadurch entstehenden wirtschaftlichen Verluste sind besonders hoch, da die Färsen der Remontierung der Herde dienen und die Aufzuchtkosten einen großen Kostenblock darstellen.

Der Zellgehalt bei Erstkalbinnen ist ein wichtiger Hinweis auf das Vorliegen von Euterentzündungen. Spätestens ab Zellzahlen von mehr als 100.000 pro ml Milch im Viertel- oder Einzelgemelk wird deutlich, dass eine Mastitis vorliegt. Klinische Krankheitsanzeichen wie Flocken in  der Milch müssen aber nicht zwangsläufig auftreten.

Die Ursachen für Infektionen der Euterviertel vor dem Abkalben sind in zahlreichen Untersuchungen erforscht worden. Demnach spielen folgende Infektionswege eine Rolle:

  • Infektionen nach dem gegenseitigen Besaugen einzelner Viertel
  • Übertragung des Erregers Staphylococcus aureus (S. aureus) von erkrankten Kühen der Herde über Insekten (vor allem Fliegen)
  • „spontane“ Infektionen durch Zitzenhautbewohner wie Koagulase-negative Staphylokokken (KNS) sowie durch Umwelterreger (z.B. coliforme Keime).

KNS gehören zur natürlichen Keimflora, die auf der Zitzen- und Euterhaut angesiedelt ist. Diese Erreger besitzen zwar keine besonderen krankmachenden Eigenschaften. Ein geschwächtes Immunsystem der Färsen, zum Beispiel aufgrund von hormonellen Umstellungen im Abkalbezeitraum, kann aber zu Euterentzündungen durch KNS führen. Auch Stress jeglicher Art begünstigt das Entstehen von Mastitis. Dazu gehören das Umstallen der Tiere, die zu späte Eingliederung in die Herde, abrupte Futterumstellungen oder ein hoher Gesamtkeimdruck im Betrieb.

Neben den häufig auftretenden Infektionen durch Koagulase-negative Staphylokokken kommt es auch oft zu Problemen aufgrund von Umwelterregern, z.B. coliformen Keimen.

Das Senken von Stressfaktoren und eine möglichst hygienische Umgebung dienen der Vorbeuge von Euterentzündungen bei Färsen. Dazu gehören zum Beispiel eine gute Boxenpflege, saubere Laufflächen sowie eine ausreichende Wasser- und Futterversorgung.

Ein weiterer Risikofaktor für Färsenmastitis ist die Beschaffenheit der Zitzen. So kann es bei Einzeltieren vorkommen, dass der Strichkanal bereits vor dem Abkalben geöffnet ist, weil die Zitzenspitzenmuskulatur nicht ausreicht. Auch einer sehr weiter oder sehr kurzer Zitzenkanal können zu Problemen führen. Die Zitzenbeschaffenheit lässt sich über züchterische Maßnahmen bearbeiten.

Generell gilt für die Vorbeuge von Färsenmastitis, dass die Milchdrüse regelmäßig visuell kontrolliert werden sollte. Bei unterschiedlich großen Eutervierteln sollte eine Sekretüberprüfung stattfinden. Dabei spielt die Hygiene eine absolut wichtige Rolle: Hände, Zitzen und Zitzenöffnung vordesinfizieren, bei der Probennahme Handschuhe tragen.

Das Infektionsrisiko ist am Tag des Abkalbens besonders hoch. Bereits infizierte Euterviertel können noch vor Ende der Biestmilchphase kostengünstig behandelt werden, da kaum Hemmstoffmilch anfällt. Eine Antibiose zu diesem Zeitpunkt wird von Tierärzten als sinnvoll betrachtet. Voraussetzung für den Therapieerfolg ist die Kenntnis über die vorhandenen Erreger.


Quelle: www.lemmer-fullwood.info

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