Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.08.2015 | 14:45 | Schweinemarkt 

Streit um französischen Schweinepreis eskaliert

Plerin - In Frankreich musste die für das ganze Land maßgebliche Leitnotierung für Schlachtschweine am Marché du Porc Breton (MPB) am vergangenen Montag abgesagt werden.

Schweinepreis Schweinepreis-Frankreich
(c) proplanta
Grund war nach Angaben des MPB das Fehlen von drei wichtigen Käufern bei der Schweineversteigerung, darunter Cooperl und die Bigardgruppe. Diese hatten im Vorfeld angekündigt, die Auktion zu boykottieren, weil dort seit Wochen „ein manipulierter Preis“ festgestellt werde. „Es gibt eine politische Notierung, die keinen Bezug zur Marktrealität hat“, kritisierte Cooperl-Präsident Patrice Drillet.

Grund für den Zwist ist eine auf sanften politischen Druck durch Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll im Juni zustande gekommene Vereinbarung mit der Branche, die zu einer Anhebung der Schlachtschweinenotierung auf 1,40 Euro/kg Schlachtgewicht geführt hat. Vor allem die großen Einzelhandelsketten wie Intermarché und Leclerc, ausgestattet mit eigenen Fleischfabriken, erklärten sich bereit, dieses Ansinnen mitzutragen und für die Schweine am MPB entsprechend zu zahlen.

Nun scheren mit Cooperl und Bigard zwei große Schlacht- und Zerlegebetriebe, die im vergangenen Jahr gut 30 % der am MPB gehandelten Schweine bestellt hatten, aus der Preiskoalition aus. Beim Export von Teilstücken sei aufgrund des internationalen Wettbewerbs der künstlich angehobene Schweinepreis nicht zu erlösen, während man gleichzeitig beim Verkauf an die heimischen Wursthersteller von ausländischen Angeboten aus Spanien und Deutschland unterboten werde, kritisierten die beiden Unternehmen.

Die ausgesetzte Notierung schlägt im Nachbarland solch hohe Wellen, dass sich gestern dazu sogar Minister Le Foll zu Wort meldete. Gegenüber der Presse betonte er, dass eine Notierung nicht nur für die Bretagne, sondern für ganz Frankreich notwendig sei und er alles tun werde, dass diese bald wieder stattfinde. Im Übrigen werde dort kein politischer Preis festgestellt, die Notierung spiegele jedoch die Anstrengungen der ganzen Branche zur Überwindung der Krise am Schweinemarkt wider. Le Foll kündigte für Ende August einen runden Tisch an, der die Grundlagen für neue Formen von Handelsvereinbarungen zwischen Erzeugern, Fleischproduzenten und dem Handel erarbeiten werde. (AgE)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Danish Crown: Langer Weg aus der Krise

 Schweinebestand in Dänemark wächst wieder

 EU-Schweinemarkt: Warten auf Nachfrageimpulse

 EU-Schweinemarkt: Hoffen auf Fleischnachfrage

 Ukraine: Krieg schwächt die Fleischbranche

  Kommentierte Artikel

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?