«Technologisch sind wir so weit, wir müssen auf nichts mehr warten», sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Desertec Foundation, Gerhard Knies, der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die Wüsten haben durch ihre geografische Verteilung beste Potenziale für eine globale Stromversorgung.» Spektakuläre Solarstrom-Anlagen in der
Sahara sollen zur Energiewende in Europa beitragen, so die Idee der Organisation. Mehrere deutsche Großkonzerne wollen das Projekt mit der Gründung einer Initiative am kommenden Montag (13. Juli) in München voranbringen.
Der dramatisch voranschreitende
Klimawandel zwinge Politik und Wirtschaft weltweit zu raschem Handeln, sagte Knies. Große Energieversorger hatten zuletzt jedoch Zweifel an der Umsetzung der «Wüstenstrom-Vision» geäußert und so die Erwartungen kräftig gedämpft. «Es melden sich schon die Verlierer, die sich in ihrer Vormachtstellung angegriffen sehen», sagte Knies dazu.
Dabei sei die Energiegewinnung über sogenannte Parabolrinnen- Kraftwerke in der Wüste eine «echte Alternative zu grundlastfähigen Energien», erklärte der Physiker. Die Kraftwerke könnten auch nachts arbeiten und ließen sich viel schneller errichten als beispielsweise Atomkraftwerke. Bei diesen müssten neben der weit aufwendigeren Technik schließlich auch viele Sicherheitsstandards berücksichtigt werden. Großes Potenzial für die Wüstenstrom-Technologie sieht Knies auch in den Schwellenländern China und Indien. «Sie haben Zugang zu brauchbaren Wüsten. Damit könnte man das Problem
Energieversorgung der Zukunft im globalen Maßstab angehen.»
Die Kritik, die Investitionen in den Staaten Nordafrikas seien eine moderne Form der Kolonialisierung und Ausbeutung, wies er zurück: «Die Länder würden ihre große stille Reserve, nämlich die Wüsten, zu Kraftwerken machen. Es gibt nichts, was man ihnen raubt. Sie können ein Industrieprodukt erzeugen, das sie exportieren könnten.»
Tunesien und Algerien hätten schon Interesse angemeldet, berichtete Knies. Generell müssten die Staaten in Nordafrika selbst entscheiden, ob und in welcher Form sie an dem Projekt teilhaben wollen. «Wer hierzulande sagt, der Strom soll erst einmal nur für Afrikaner sein, der schreibt ihnen ja gerade vor, was sie tun sollen.» Genau das wäre dann der eigentliche Rückfall in koloniales Denken, sagte Knies. (dpa)