Nach Feststellung von Landwirtschaftskammerpräsident Norbert Schindler MdB zur Eröffnung des 16. Vieh- und Fleischtages Rheinland-Pfalz in Münchweiler ist die
Globalisierung in der Landwirtschaft längst angekommen und hat dem anhaltenden
Strukturwandel einen neuen Schub verpasst. Die Tagung von Experten aus Theorie und Praxis in den Räumen der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung bezeichnete der Kammerpräsident als beste Gelegenheit, aus einer realistischen Lagebeschreibung gemeinsam umsetzbare Visionen für die Zukunft der Fleisch- und Milcherzeugung in Rheinland-Pfalz zu entwerfen.
Die mit dem Namen des damaligen Kommissionspräsidenten Sicco Mansholt verbundene Plan des Wachsen oder Weichen von 1968 habe seinerzeit als revolutionär gegolten, sei hinsichtlich der darin skizzierten Größenordnung für wirtschaftlich arbeitende und wettbewerbsfähige Betriebe (80 - 120 ha Ackerbau, 40 - 60 Kühe, 450 - 600 Mastschweineplätze) aber längst überholt. Auch in Rheinland-Pfalz seien aktuell einige Milchbetriebe in der Bauphase oder planten bis zu 300er Ställe. Im Zuge der nicht abwendbaren Globalisierung habe der schrittweise Abbau des Außenschutzes die Zunahme des Wettbewerbsdrucks noch einmal erheblich verstärkt. Mancher Betrieb sei mit 50 Kühen arbeitswirtschaftlich an der Grenze, andere mit 100 Kühen oder mit 100 - 200 Sauen richten den Blick nach vorn in Richtung Wachsen. In der Schweinemast oder im Ackerbau, so Schindler, ist es ähnlich. Der ehemalige bäuerliche Landwirt wechselt immer mehr zum Unternehmer.
Wer schnell wachsen will, müsse aber neben der Rentabilität auch die Liquidität beachten. Die Abhängigkeit von Lieferanten und Banken könne auch "erdrückend" sein. Gut strukturierte Familienbetriebe werden daher auch in Zukunft konkurrieren können - entscheidend sei, die Strukturunterschiede so zu verkleinern, dass die Vorteile des Familienbetriebes - die höhere Einsatzbereitschaft und Motivation sowie hohe Qualität der Ausbildung voll durchschlagen.
Auf die aktuelle Marktlage mit Erzeugerpreisen teilweise auf tiefstem Stand müssten die Politik und die Betriebe gleichermaßen reagieren. Die Politik sei weiterhin gefragt, wenn es um die Angleichung der Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU gehe, während die Betriebe alle Potenziale zur Senkung der Produktions- und Vertriebskosten nutzen müssten. Angesichts einer Produktionskostendifferenz von bis zu 10 Cent zwischen Milcherzeugern sieht der Kammerpräsident hier noch Reserven schlummern.
Die aktuellen Bemühungen über privatwirtschaftliche Nachfolgelösungen für
CMA und
ZMP sieht Präsident Schindler auf einem guten Weg, nachdem mit der Gründung der Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) bereits ein konkretes Ziel erreicht sei. (PD)