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30.03.2009 | 17:07 | Agrarforschung 

Klimawandel - Züchtung für extreme Umwelten

Bonn - Pflanzenforschung und -züchtung müssen weiter gestärkt werden, um die Auswirkungen der vorhergesagten Witterungsextreme für die Landwirtschaft aufzufangen und nachhaltige Produktionsweisen auf den Weg zu bringen.

Pflanzenzüchtung
(c) proplanta
Zu diesem Fazit kommen die Experten des wissenschaftlichen Symposiums "Forschung gestaltet Zukunft - Klimawandel: Züchtung für extreme Umwelten". Die von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und der Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e.V. (GFP) organisierte Veranstaltung ging heute zu Ende.

Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der DLG, hob zu Beginn der Veranstaltung die Bedeutung der Forschung und Züchtung für die Landwirtschaft hervor: "Die Folgen des Klimawandels treffen uns schneller als erwartet. Wir müssen frühzeitig alle Möglichkeiten und Methoden ausschöpfen, Erträge dauerhaft zu sichern. Fortschritt zur Steigerung nachhaltiger Produktivität ist praktizierte Verantwortung zur globalen Ernährungssicherung". Die Rolle der Pflanzenforschung und Züchtung ist entscheidend, um der Landwirtschaft auch unter veränderten klimatischen Rahmbedingungen, wie Hitzeperioden oder vermehrten Schädlingsdruck weiterhin wettbewerbsorientierte Perspektiven zu eröffnen.


Klare Rahmenbedingungen notwendig

"Wir müssen jetzt Zukunft gestalten", sagte Dr. Reinhard von Broock, Vorsitzender der GFP. "Wenn es uns gelingt, die bisher gewonnenen Erkenntnisse weiterzuentwickeln und enger zu vernetzen, können wir den witterungsbedingt auftretenden Extrembedingungen begegnen." Die hierfür entwickelte Methodik und Züchtung könne gleichzeitig ein wichtiger Beitrag für die Regionen der Welt liefern, deren Pflanzenbau schon jetzt unter derartigen Bedingungen leide. Hierfür seien klare Rahmenbedingungen und Fördermittel notwendig, die eine gut verzahnte Forschung von Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen. Die Wissenschaftler und Züchter sehen nach intensiven Diskussionen viel versprechende Lösungsansätze. In dem Symposium wurden gemeinsame Eckpunkte für die Zukunft der Pflanzenforschung erarbeitet: Eine engere, interdisziplinäre Vernetzung von Züchtungsforschung, Pflanzenernährung, Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie sowie die Weiterentwicklung und Nutzungsmöglichkeiten neuer Technologien und eine angemessene Forschungsförderung, die eine Einbindung verschiedener Institutionen im universitären und außeruniversitären Bereich ermöglicht.


Geeignete Ansatzpunkte in der interdisziplinären Vernetzung

Die Wissenschaftler zeigten anhand der deutlichen Erhöhung des Kohlendioxodgehalts in der Erdatmosphäre die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft aufgrund häufigerer Dürren, extremer Regenfälle sowie vermehrt auftretender Stürme auf. Zudem werden neue Arten von Pilzen, Insekten und Viren die Pflanzen befallen. Nach Einschätzung der Wissenschaftler treten diese Szenarien schneller als erwartet ein. Um Lösungen zu bieten, muss die interdisziplinäre Arbeit intensiviert werden. Die Pflanzenforscher sehen zudem viele Ansatzpunkte, Pflanzen für die vorhergesagten Szenarien zu stärken. Wichtige Erkenntnisse aus den verschiedenen Bereichen, wie Wurzelsysteme zu optimieren, Blütenentwicklung zu beeinflussen oder ernährungsphysiologische Erkenntnisse einzusetzen, müssen enger vernetzt werden, um das Potenzial von Pflanzen zur Bewältigung der Folgen der Witterungsextreme noch effizienter zu nutzen.


Verschiedene Methoden gezielt nutzen

Wissenschaftler und Züchter sehen als wichtige Instrumente die gezielte Entschlüsselung pflanzengenetischer Ressourcen, die Weiterentwicklung der Phänotypisierungswerkzeuge und Methoden der Grünen Gentechnik an. Das gesamte Methodenspektrum muss genutzt und weiterentwickelt werden, um schneller auf die Herausforderungen der sich ändernden Umwelt reagieren zu können.


Forschungsförderung ausbauen

Im Verlauf des Symposiums wurden vielfältige Lösungsansätze zur Reaktion auf klimabedingte Veränderungen an Kulturpflanzen aufgezeigt und diskutiert. Zur Umsetzung dieser Möglichkeiten müssen verschiedene Forschungsprogramme, die von der Grundlagenforschung bis hin zur angewandten Forschung reichen, bereitgestellt werden. Hierfür bietet die Hightech-Strategie der Bundesregierung Möglichkeiten, das "Innovationsfeld Pflanze" durch geeignete Fördermaßnahmen weiter zu stützen. (dlg)
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