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Zu den zahlreichen Gefahren, denen Zugvögel auf ihrer Reise zweimal jährlich ausgesetzt sind, gesellt sich nun eine weitere: Wie Schweizer und spanische Forschende herausgefunden haben, stellen die Milliarden von eurasischen Singvögeln eine willkommene Nahrungsquelle für eine bestimmte Fledermausart auf der Iberischen Halbinsel dar: Der Riesenabendsegler (Nyctalus lasiopterus), die mit knapp über 10 Zentimeter Körperlänge, 46 Zentimeter Spannweite und bis 70 Gramm Gewicht grösste europäische Fledermaus, macht nachts Jagd auf sie.
Während sich die Riesenabendsegler im Sommer ausschließlich von Insekten ernähren, setzt sich ihr Speiseplan im Frühling zusätzlich aus Zugvögeln - und im Herbst - fast ausschliesslich aus ihnen zusammen.
Gemäss Arlettaz, Professor der Abteilung Conservation Biology des Bernischen Zoologischen Instituts, handelt es sich bei dieser nächtlichen Jagd der Riesenabendsegler auf Zugvögel um eine einzigartige ökologische Nische: "Obwohl es andere fleischfressende Fledermausarten gibt, leben diese in den Tropen und ernährten sich von kleinen Beutetieren, die am Boden leben. Einige wenige Falkenarten wiederum jagen Zugvögel entlang der Mittelmeer- und afrikanischen Küste, aber nur tagsüber. Eulen als typisch nachtaktive Jäger schliesslich bewegen sich nicht im offenen Raum: Sie lokalisieren Beutetiere über die raschelnden Geräusche, die diese am Boden machen."
Lange wurde diese Theorie aus Spanien von Fledermausforschern mit grösster Skepsis aufgenommen. Denn Gegner der Theorie waren der Meinung, dass die gefundenen Vogelfedern in den obduzierten Mägen der Riesenabendsegler, durch das Verwechseln der Federn mit Insekten, eher versehentlich verschluckt wurden. (Pp)