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12.05.2012 | 10:23 | Aquakulturforschung 

Edelkrebszucht soll Wildbestände schonen

Bremerhaven/Neustadt/Landau - Die Nachfrage nach Fisch und Krustentieren steigt kontinuierlich. Um Wildbestände nicht zu gefährden, müssen tiergerechte, nachhaltige Zuchtmethoden entwickelt werden.

Europäischer Edelkrebs (Astacus astacus)
(c) Ott, Stefan/piclease

In einem neuen Forschungsprojekt des Instituts für Marine Ressourcen (IMARE) aus Bremerhaven soll nun der europäische Edelkrebs im Zentrum für Aquakulturforschung (ZAF) in geschlossenen Kreislaufanlagen nachhaltig gezüchtet werden. Das Projekt biete außerdem die Möglichkeit, den Krebs später, unterstützt von Naturschutzverbänden, in seinem angestammten Lebensraum wieder einzusetzen, teilt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit. Die Stiftung unterstützt das Projekt mit rund 300.000 Euro.

In Deutschland ist der Edelkrebs durch verschmutzte Gewässer und weniger anspruchsvolle nordamerikanische Krebsarten in seiner Existenz bedroht. „Früher war der Edelkrebs ein häufig vorkommender Speisekrebs. Heute ist er nur noch an handverlesenen Standorten zu finden,“ erklärte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde.

Durch den Gewässerausbau sind viele alte Lebensräume für den Edelkrebs (Astacus astacus) verloren gegangen. Zudem sind mit nordamerikanischen Krebsarten schon im 19. Jahrhundert die so genannte „Krebspest“ nach Europa eingeschleppt worden, eine tödlich verlaufende Pilzerkrankung. Die fremden Krebse sind gegen den Erreger immun, die einheimischen Flusskrebse diesem jedoch schutzlos ausgeliefert.

Der europäische Flusskrebs ist zudem ein hochwertiger Speisekrebs. Da es in Deutschland kaum noch natürliche Vorkommen gibt, muss eine Alternative gefunden werden, mit der die steigende Nachfrage gedeckt und verbliebene einheimische Krebsbestände wieder aufgestockt werden können. Im Projekt soll deshalb die Zucht in geschlossenen Kreislaufanlagen vorangetrieben werden.

Kerngedanke des Projekts ist der Ansatz „Schützen durch Nutzen“: Aus der kontrollierten Aufzucht und dem Berücksichtigen von Tierschutzaspekten lassen sich neue Erkenntnisse für den Erhalt wildlebender Populationen gewinnen. Daraus sollen gezielte Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen abgeleitet werden. Mit den nachhaltig gezüchteten, heimischen Krebsen sollen dann mit den Umweltverbänden und -vereinen gemeinsame Wiederansiedlungsversuche unternommen werden, die die ökologische Vielfalt sichern. (Pp)

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