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Offensichtlich hat sich mindestens ein Elterntier des neu etablierten Milkeler Wolfsrudels zum Beuteerwerb die Fähigkeit angeeignet, die zum Schutz der Herden empfohlene Standardeinzäunung (90 Zentimeter hohe stromführende Netze mit 30 Zentimeter oberhalb angebrachtem Flatterband) zu überwinden. Trotz der aktuellen Vorfälle gibt es jedoch keinerlei Anzeichen für ein aggressives Verhalten der Wölfe gegenüber Menschen.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes kommen seit dieser Woche drei Herdenschutzhunde aus der Schweiz zum Einsatz. Die Gruppe besteht aus zwei erwachsenen Hunden und einem Junghund der Rasse Maremma (aus den Abruzzen). Die Hunde bleiben insgesamt drei Monate in Sachsen. Der Einsatz der Hunde wird in den ersten zwei Wochen von einer Hundeführerin begleitet, darüber hinaus ist für die ersten vier Tage auch der Einsatzleiter vor Ort. Die Kosten für den Einsatz übernimmt die sächsische Naturschutzverwaltung.
„Die Herdenschutzhunde aus der Schweiz sollen nicht nur die Wölfe abwehren, sondern auch eine Impulswirkung auf unsere sächsischen Schäfer ausüben“, sagte Sachsens Umweltminister Frank Kupfer. „Es ist wichtig, die angebotenen Vorsichtsmaßnahmen zu nutzen und durch Beschaffung von Elektrozäunen mit Flatterband oder von eigenen Herdenschutzhunden die Schafe zu schützen. Wenn sich der Wolf erst an das Schaf als eine leichte Beute gewöhnt, dann jagt er nicht mehr das Reh im Wald. Eine solche Entwicklung müssen wir unbedingt verhindern“, so Kupfer weiter.
Im Rahmen des Forschungsprojektes soll auch geprüft werden, ob die Bildung einer eigenen mobilen Gruppe von Herdenschutzhunden in Sachsen sinnvoll ist. „Einen absoluten und 100-prozentigen Schutz der Herden werden wir zwar nicht erreichen“, sagte Kupfer. „Wir unterstützen die betroffenen Tierhalter jedoch nicht nur bei ihren Abwehrmaßnahmen, sondern helfen ihnen beim Verlust von Tieren mit einem finanziellen Ausgleich der Schäden, die trotz Anwendung aller empfohlenen Abwehrmaßnahmen eintreten.“.
Seit Juni 2008 haben Wölfe in Sachsen zum Nahrungserwerb in zehn Fällen Herden angegriffen, dabei kam es zum Verlust von 31 Tieren. Bei einem Teil der Fälle waren die empfohlenen Schutzmaßnahmen nicht eingehalten worden.
In Sachsen sind derzeit vier Wolfsrudel nachgewiesen, in denen vermutlich insgesamt 12-17 erwachsene Wölfe und eine unbekannte Zahl von Welpen leben. (PD)