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06.04.2011 | 12:42 | Krisenmanagement bei Futter- und Lebensmittelvorfällen 

Vorbild Niedersachsen: Dioxin-Krise gemeinsam bewältigt

Wildeshausen/Bonn - Die zukünftige Agrar- und Verbraucherschutzpolitik des Landes Niedersachsen und das Krisenmanagement bei Futter- und Lebensmittelvorfällen waren Hauptthema der diesjährigen Regionalgruppenversammlung Nord des DVT am 4. April 2011.

Futtermittel
Gert Lindemann, Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, sowie Prof. Eberhard Haunhorst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), waren die Ehrengäste und Referenten – die Manöverkritik zum jüngsten Dioxin- Vorfall in der Futtermittelindustrie zog sich wie ein roter Faden durch die Vorträge und Diskussionen.

Minister Gert Lindemann verdeutlichte in seiner Rede das Ausmaß des Dioxin-Falls, in dem das inakzeptable Fehlverhalten eines einzigen Unternehmens die Glaubwürdigkeit der gesamten Tierhaltung und Ernährungsindustrie in Frage gestellt hat. Er sprach gleichzeitig allen Beteiligten auf Behörden- und Wirtschaftsseite seinen Dank für die Zusammenarbeit aus, mit der die Situation in Niedersachsen so gut bewältigt und der Schaden trotz allem begrenzt werden konnte. Wichtig sei es nun, sichtbar gewordene Schwachstellen zu beseitigen. Das solle mit dem Aktionsplan von Bund und Ländern, aber auch mit Maßnahmen auf Brüsseler Ebene erfolgen. Von der Futtermittelbranche erwartet das Ministerium mehr Zusammenarbeit bei einer verbesserten Rückverfolgbarkeit und bei der Bereithaltung von Daten, die im Krisen-Fall eine qualifizierte Risikoabschätzung ermöglichen. Diese Anforderungen könnten über Leitlinien oder wirtschaftsinterne Vereinbarungen umgesetzt werden.

Minister Lindemann positionierte sich darüber hinaus deutlich zur aktuellen Debatte über die Nutztierhaltung in Deutschland. Die landwirtschaftliche Tierhaltung in Niedersachsen müsse einen hohen Stellenwert behalten, gesellschaftlich akzeptiert sein und sich daher auch der Diskussion über Haltungssysteme stellen, so wie sie im Tierschutzplan Niedersachsen vorgesehen sei. Er erteilte gleichzeitig Forderungen nach einer grundsätzlichen Agrarwende eine klare Absage. Hinter romantischen Vorstellungen der Landwirtschaft „von früher“ verberge sich die damalige Realität mit durchaus tierschutzwidrigen Zuständen; die Qualität der Haltungsform dürfe nicht einfach nur an der Zahl der Tiere im Stall festgemacht werden.

Für Minister Lindemann ist die moderne arbeitsteilige Landwirtschaft unumgänglich, um die Nachfrage nach tierischen Produkten auf so hohem Niveau bedienen zu können.

Professor Eberhard Haunhorst stellte in seinem Vortrag die Rolle des LAVES bei der Krisenbewältigung während des Dioxin-Vorfalls dar. Aus Sicht der Behörde hat das Risikomanagement grundsätzlich funktioniert. Insbesondere in der Zusammenarbeit mit der Futtermittelwirtschaft habe man neue Wege beschritten, die ein effektives und risikoorientiertes Vorgehen ermöglicht hätten. Nun sei es wichtig, Möglichkeiten zu einer besseren Identifizierung aller Betriebe und einer schnelleren Rückverfolgbarkeit zu finden, um ein effizientes Risikomanagement auch in Zukunft sicherzustellen. Das Agrarland Niedersachsen sei aufgrund seiner hohen Tierdichte und damit großer Veredlungsindustrie besonders exponiert und gefordert. Zur Verbesserung des Krisenmanagements sieht Haunhorst Maßnahmen wie die Etablierung von Krisenstäben oder auch einen umfangreicheren Datenaustausch zwischen Behörden und Unternehmen.

In der internen Mitgliederversammlung wurde der Vorstand der Regionalgruppe einstimmig wiedergewählt. Den Vorsitz übernimmt wieder Heinz Neesen, GS agri. Weitere Vorstandsmitglieder sind Dr. Walter Helms (Firma H. Bröring), Bernd Becker (Raiffeisen-Kraftfutterwerk Mittelweser-Heide), Egon Grünebaum (Deutsche Tiernahrung Cremer), Jan Lahde (Hansa Landhandel), Bernd Neteler (Wulfa-Mast) sowie Albert Weersmann (Raiffeisen Grenzland). (dvt)
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