Rettung für das größte Landraubtier sehen sie nur im Stopp des Klimawandels. Nach dem dreitägigen Treffen in Tromsø erklärten Regierungsvertreter aus den USA, Russland, Kanada, Norwegen und Dänemark/Grönland am Donnerstag in einem Abschlusspapier: «Wenn das Polareis weiter nach den derzeitigen Vorhersagen verschwindet, werden die Eisbären wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert in ihrem Lebensgebiet weitgehend ausgerottet sein.»
Weltweit gibt es derzeit nach Schätzungen höchstens noch 25.000 Eisbären. Wegen der immer schneller wegschmelzenden Gletscher und Eisberge in den arktischen Regionen rund um den Nordpol fehlt den Tieren zunehmend die Basis für ihre Jagd auf Robben als unverzichtbarer Nahrungsgrundlage. Die Arktis-Staaten einigten sich auf die gemeinsame Ausarbeitung eines neuen Schutzprogramms für Eisbären als Ersatz für ein 1973 vereinbartes. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch massive Jagd als wichtigste Ursache für rückläufige Bestandszahlen gegolten.
Alle konkreten Schutzmaßnahmen könnten nicht den durch
Treibhausgase verursachten globalen Temperaturanstieg als Hauptproblem eingrenzen, hieß es in der Erklärung. Deshalb müssten andere Foren - wie die Kopenhagener UN-Klimakonferenz im Dezember - «die dringende Notwendigkeit für eine wirksame globale Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels erkennen».
Der norwegische WWF-Generalsekretär Rasmus Hansson nannte die Konferenzergebnisse von Tromsø «positiv und ermutigend». Zum ersten Mal werde hier von den beteiligten Regierungen einhellig anerkannt, dass der
Klimawandel die alles andere überschattende Hauptbedrohung für die Eisbären sei. Hansson meinte weiter: «Allen ist nun klar, dass die Eisbären ausgerottet werden, wenn wir den Klimawandel nicht stoppen.» Als wichtigste Ursache für die positive Haltungsänderung von betroffenen Staaten nannte er das «starke öffentliche Interesse am Schicksal der Eisbären». Die US-Regierung hatte die weißen Raubtiere im letzten Jahr offiziell zur bedrohten Tierart erklärt.
Als weitere wichtige Probleme für den Eisbärenbestand neben dem Klimawandel benannten die Arktikstaaten die Ausbreitung von industriellen Giftstoffen in der Arktis, zunehmenden Schiffsverkehr sowie auch den steigenden Polartourismus. Hier wirken sich die Folgen der globalen Erwärmung zusätzlich negativ auf die Überlebenschancen für Eisbären aus: Wegen des schmelzenden Eises und höheren Temperaturen steigt das Interesse an der Ausbeutung polarer Bodenschätze. Außerdem sind Schifffahrtswege rund um den Nordpol immer leichter und häufiger passierbar. (dpa)