«Das liegt am Wetter und dem extremen Regen», erläuterte Kai-Michael Thomsen, Storchenexperte beim Naturschutzbund NABU. Von den bundesweit etwa 4.000 bis 4.500 Storchenpaaren lebten die meisten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, an dritter Stelle folge Sachsen-Anhalt. Die Tiere könnten im Alter von drei bis vier Wochen nicht mehr von den Altvögeln gewärmt werden, gleichzeitig fehle ihnen noch ein ausreichendes Federkleid. «Wenn es dann auch noch an Futter mangelt, können Jungstörche vermehrt sterben.»
Immer mehr Wiesen und Weiden gingen verloren, so dass Störche nicht genügend Nahrung finden. Häufig würden die Flächen in
Ackerland umgewandelt oder fielen brach. «Störche sind eine Symbolart. Wenn ihre Zahl sinkt, ist das ein Zeichen dafür, dass etwas in ihrem Lebensraum nicht mehr stimmt», betonte Thomsen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
«Das Wetter bisher war katastrophal und tödlich für die Kleinen», sagte auch Horst Reschke vom Aktionsbündnis «Rettet die Weißstörche» in Minden. Noch im Frühling waren die Tierfreunde sehr optimistisch gewesen: Mit 26 Storchenpaaren hatten in der Region Minden in dieser Saison so viele gebrütet wie noch nie. Durch die Trockenheit Ende Mai habe es aber an Regenwürmern gefehlt - eine Hauptnahrung der Küken. «Anfang Juni dann war es zwar feucht, aber auch sehr kalt, so dass die Jungen unterkühlt waren», sagte Reschke.
Besorgniserregend ist laut Reschke auch, dass Storchen-Eltern in ihrer Not zahlreiche Gegenstände von einer Mülldeponie auflasen und diese als Futter in die Nester brachten. «Wir haben verendeten Küken die Mägen aufgeschnitten und darin Gummibänder oder Silikon gefunden. Es gab auch einen sehr tragischen Fall, wo sich zwei Küken mit Bindfäden erdrosselt haben.» Insgesamt seien in der Region noch etwa
39 Junge am Leben. «Das ist alles andere als gut», sagte Reschke.
«Man sagt, dass sich die Art erhält, wenn pro Paar zwei Junge ausfliegen.» (dpa)