Nur noch etwa 30 dieser Tiere schwimmen durch das Beringmeer, wie Forscher in den «Biology Letters» der britischen Royal Society berichten. Das Team um Paul Wade von der US-Meeresforschungsbehörde NOAA hatte anhand von Fotos und Genproben erstmals den Bestand der extrem seltenen Meeresriesen abgeschätzt.
Diesen Schätzungen zufolge könnte es sich bei den 30 Tieren im Beringmeer sogar um die gesamte Nordkaper-Population im östlichen Nordpazifik handeln. Das sei ein äußerst bedenklicher Zustand, betonen die Wissenschaftler.
Der Pazifische Nordkaper (Eubalaena japonica) steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten derzeit in der zweithöchsten Gefährdungsstufe, die Population im Nordostpazifik sogar auf der höchsten. Wie viele Tiere es von der Art insgesamt auf der Welt noch gibt, ist unbekannt. Bestandsschätzungen sind bei den Meeressäugern grundsätzlich sehr schwierig, da die Tiere die meiste Zeit unter Wasser verbringen.
Bei den rund 30 gezählten Nordkapern im Beringmeer handele sich wahrscheinlich um nur noch 8 Weibchen und rund 20 männliche Tiere. Zum Vergleich: Die kleinste zuvor bekannte Population der ebenfalls bedrohten Grauwale liegt bei rund 100 Tieren.
Als Population bezeichnen Biologen eine Gruppe von Tieren derselben Art, die in einem gemeinsamen Areal leben. Viele Artenschützer sehen Populationen als entscheidender für das Überleben einer Tierart an als den Gesamtbestand. Die dunklen Nordkaper werden bis zu 18 Meter lang und etwa 80 Tonnen schwer.
Noch zu Mitte des 20. Jahrhunderts sollen im Nordpazifik mehrere hundert dieser Tiere aus der Familie der Glattwale gelebt haben. Zu den Gründen für das extreme Schrumpfen der Nordkaper-Populationen zählt der unkontrollierte und illegale Walfang. Rund 400 Tiere tötete die damalige Sowjetunion in den 1960er Jahren trotz internationaler Walfangverbote.
Diese Fänge haben den ohnehin langsam wachsenden Bestand stark geschwächt. Nordkaper bringen lediglich alle drei bis vier Jahre ein Kalb zur Welt. Damals wurden die Kolosse so selten, dass jede einzelne Sichtung der Wale veröffentlicht wurde. Als soziale Gruppe von mehreren Tieren wurden sie erst 1996 wiederentdeckt. Die gute Nachricht ist demzufolge: Der extrem kleine Bestand scheint zumindest langsam zu wachsen. (dpa)