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04.04.2009 | 16:16 | Haustiere  

Leid auf vier Pfoten: US-Wirtschaftskrise trifft auch Haustiere

Washington - Hundeleben und Katzenjammer:

Heimatlose Haustiere
Die US-Finanzkrise scheint ein ernsthaftes Tierschutzproblem zu werden. Bis zu einer Million Hunde und Katzen drohen heimatlos zu werden. (c) proplanta
Die US- Wirtschaftskrise beutelt nicht mehr nur die Amerikaner, sondern hat nun auch häufig bittere Konsequenzen für deren Haustiere. Immer mehr US-Bürger können ihre Vierbeiner nicht mehr versorgen, weil sie ihren Job oder ihr Haus verloren haben. Bis zu einer Million Hunde und Katzen drohen nach einer Schätzung der Tierschutzgesellschaft ASPCA heimatlos zu werden. Vor allem in den Südstaaten sind bereits jetzt viele Tierheime überfüllt.

Gary Weitzman zeigt in einen Käfig mit drei jungen Schäferhundwelpen. «Mit dem Lastwagen aus North Carolina gekommen», sagt er, «wahrscheinlich wieder von einem, der sein Haus aufgeben musste». Weitzman leitet die «Animal Rescue League» in der Hauptstadt Washington, eine letzte Zuflucht für Hunde und Katzen aus überfüllten Tierheimen in dreizehn Bundesstaaten. 300 Tiere wohnen derzeit unter Weitzmans Dach - und täglich werden es mehr. «Die Belastung wächst», meint seufzend der Chef des Tierheims.

«Die Finanzkrise droht auch ein ernsthaftes Tierschutzproblem zu werden», warnt der stellvertretende ASPCA-Programmchef Stephen Zawistowski. Denn in den kommenden Jahren sind nach einem Bericht des Magazins «Time» mehr als sechs Millionen US-Hausbesitzer von einer Zwangspfändung bedroht - in mehr als jedem zweiten Haushalt lebt mindestens ein Haustier. Meist ist es schwierig, mit Katze oder Hund eine neue Bleibe zu finden. «Hunderttausende Tiere laufen Gefahr, verlassen oder an ein Tierheim gegeben zu werden», warnt Zawistowski.

Oft fehlt Tierhaltern schlicht das Geld. Denn Haustiere sind nicht billig: Die Haltung einer Katze koste jährlich rund 1.200 Dollar (946 Euro), für einen Hund zahle man sogar doppelt so viel, schätzt Nancy Peterson von der Tierschutzorganisation «Humane Society». «Viele Halter stehen nun vor herzzerreißenden Entscheidungen.»

Verlassene Tiere landen meist in Tierheimen. Die werden doppelt belastet, weil in der Rezession auch weniger Tiere vermittelt werden. In einer Umfrage der Internet-Tiervermittlung «petfinder.com» Ende 2008 klagte mehr als jedes zweite von insgesamt 12.500 befragten Heimen über weniger Vermittlungen. «Wir glauben, dass die Situation noch schlimmer geworden ist», sagt Kim Saunders, Vizechefin der Internet-Vermittlungsagentur. Gleichzeitig nehmen die Spenden an die Tierheime ab. «Wir haben die Hälfte unserer Einnahmen verloren», klagt Gary Weitzman. Seine «Animal Rescue League» in Washington lebt ausschließlich von privaten Spenden.

Selbst Tierärzte spüren die Wirtschaftskrise. Um Geld zu sparen, vermeiden mehr und mehr Tierhalter den Besuch beim Doktor. Viele Tierkliniken hätten weniger Patienten, berichtet Dr. Jerry Bayer von dem Tierhospital «VCA West End» (US-Bundesstaat Virginia). Er werde nun häufiger bei seiner Arbeit gebremst: «Einige Halter wollen, dass ich erstmal nur einen Teil der Probleme behandele», erzählt Bayer, «die kommen dann nach dem nächsten Gehaltscheck wieder».

Weitzman erweiterte sein Tierheim um ein kleines Krankenhaus speziell für Haustiere von Geringverdienern. «Wahrscheinlich das einzige in Amerika», sagt er stolz. Die Tierärzte behandeln hier für einen Bruchteil der normalen Kosten. Das Krankenhaus ist auf Wochen ausgebucht. Tierschutzorganisationen rufen nun vermehrt zu Spenden auf. So hat die «Humane Society» einen Notfond gegründet, um überfüllten Heimen mit 100.000 Dollar (75.000 Euro) auszuhelfen. Tierschützer unterstützen zudem Halter, damit sie ihre vierbeinigen Gefährten behalten können. Denn auf jedes zweite Tier in amerikanischen Tierheimen wartet die Todesspritze. Die Halter müssten daher alle Möglichkeiten ausschöpfen, um ihre Tiere behalten zu können, sagt Nancy Peterson. «Denn gerade in harten Zeiten tun sie uns gut.» (dpa)
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