Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
13.01.2016 | 19:15 | Tierwohl 

Verbraucherschützer fordern nationales Tierschutz-Logo

Berlin - Für mehr Tierschutz soll es nach dem Willen von Verbraucherschützern eine staatliche Kennzeichnung für Fleisch und Wurst im Supermarkt geben.

Tierschutz-Logo
Vor der Grünen Woche flammt die Debatte über mehr Tierschutz in deutschen Ställen wieder auf. Verbraucherschützer setzen auf die Macht des Supermarktkunden. Und ein neues Siegel. (c) proplanta
Knapp zwei Drittel der Bundesbürger wären bereit, für verlässlich höhere Standards mehr zu bezahlen, wie eine Umfrage für den Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ergab. Knapp die Hälfte wisse aber nicht, woran man Fleisch aus besonders artgerechter Haltung erkennt. Das Bundesernährungsministerium solle daher ein verbindliches nationales Tierschutz-Logo auf den Weg bringen. Die vielen bisherigen Siegel seien zu unbekannt.

«Tierschutz darf kein leeres Versprechen sein», sagte vzbv-Chef Klaus Müller am Mittwoch in Berlin vor Beginn der weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche. Naturschützer kritisierten unterdessen, die deutschen Bauern produzierten zu viel Fleisch und hielten die Tiere in immer größeren Ställen. Der Bauernverband wies die Vorwürfe zurück.

Die Schweine- und Geflügelmast in Deutschland soll nach Informationen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) weiter ausgeweitet werden. Seit 2012 wurden mindestens 720.000 neue Stallplätze für Schweine beantragt, davon 420.000 Mastplätze, wie der BUND von den Behörden erfuhr. Bei Geflügel sind es 10,8 Millionen, davon 6,65 Millionen Mastplätze.

«Immer mehr mittlere und kleine Betriebe geben die Tierhaltung auf, während neue Megaställe bewilligt werden», kritisieren die Autoren. Die Folgen seien Nitratbelastung der Böden, prekäre Arbeitsbedingungen und Verstöße gegen das Tierschutzrecht.

Bauernpräsident Joachim Rukwied lehnte Höchstgrenzen für Tierbestände ab. «Entscheidend ist nicht die Anzahl der Tiere im Stall, sondern die Haltungsbedingungen.» Hier seien die Bauern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich besser geworden.

Es werde nicht mehr Fleisch produziert, die Erzeugung sei stabil, widersprach der Verbandschef Kritikern. «Es freut mich, weil es auch Ausdruck einer ausgewogenen Ernährung ist, dass nach wie vor 83 Prozent unsere Mitbürger mehrmals pro Woche Fleisch und Wurst essen», verwies Rukwied auf einen Regierungsbericht.

Die Landwirte blicken nach einem schwachen Vorjahr pessimistisch in die nahe Zukunft. «Wir gehen davon aus, dass das Jahr 2016 noch schlechter wird», sagte Rukwied. Gründe seien die schwache Weltkonjunktur, das Russland-Embargo und eine international hohe Milchproduktion. «Das heißt für unsere Bauernfamilien, dass sie mit einem weiteren Einkommensrückgang von 20 bis 30 Prozent rechnen müssen.» Das Höfestreben beschleunige sich.

Auch die deutschen Lebensmittelhersteller stehen unter Druck, wie der Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie mitteilte. Sie erwirtschaftete 2015 nach Verbandschätzung mit 166,3 Milliarden Euro 3,4 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Zu den Gründen zählte Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff, dass immer weniger Menschen zu Hause zu Mittag essen. Die Grüne Woche beginnt an diesem Freitag mit 1.660 Ausstellern aus 65 Ländern. An zehn Messetagen werden mehr als 400.000 Besucher erwartet.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Backhaus besorgt über Rückgang der Tierbestände in MV-Agrarbetrieben

 Bisher kein Vergleich zur Räumung des Schlachthofs Aschaffenburg

 Nachfrage nach Fleischersatz kurbelt Produktion an

 33 Rinder verendet - Zwei Jahre Bewährung für Landwirt

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?