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16.08.2013 | 11:03 | Schädlingsbekämpfungsaktion 2013 

Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in Brandenburg erfolgreich

Potsdam - Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger kann nach Auswertung aller Zahlen nunmehr Bilanz bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in diesem Jahr ziehen.

Eichenprozessionsspinner Brandenburg 2013
(c) stefan franz - fotolia.com
Seit 2004 ist die massenhafte Vermehrung des Eichenprozessionsspinners in vielen Landkreisen Brandenburgs ein zunehmendes Problem. Neben Waldflächen sind vor allem auch Alleen und Parks und viele Siedlungsflächen befallen.

Vogelsänger: „Der Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner war bislang die umfangreichste Schädlingsbekämpfungsaktion im Land Brandenburg. In der Summe aller Einzelaktionen war sie ein Erfolg, weil der Befall in vielen Landesteilen wirksam eingedämmt werden konnte. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass auch im nächsten Jahr der Kampf gegen den Schädling fortgeführt werden muss. Die Erfahrungen, die das Land, die Kreise und Städte in diesem Jahr sammeln konnten, werden dabei wertvolle Dienste leisten.“

Unter der Federführung einer Arbeitsgruppe aus Fachleuten mehrerer Ministerien, der Landesbetriebe Forst und Straßenwesen, des Pflanzenschutzdienstes und Vertretern von Kommunen und Landkreisen war der Schädling im Frühsommer aus der Luft und vom Boden aus in mehreren Landkreisen großflächig bekämpft worden. Bei der Vorbereitung der Aktion haben die Behörden eng zusammengearbeitet.

Die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners können bei Menschen und Tieren zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Hautentzündungen, Reizungen der Schleimhäute, Atemwege und Augen führen. Mehrmaliger Kahlfraß und die oft darauf folgenden Sekundärschädlinge lassen Eichen auch absterben. Im Wald wurden deshalb zum Schutz wertvoller Eichenbestände in den vergangenen Jahren wiederholt Pflanzenschutzmittel eingesetzt.

Strenge Auflagen beim Pflanzenschutz



Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist mit strengen Auflagen verbunden. So haben in der Vergangenheit die Abstandsauflagen vom Waldrand zu Siedlungen verhindert, dass der gerade in diesem Bereich massiv auftretende Eichenprozessionsspinner bekämpft werden konnte. Im Jahr 2012 konnten deshalb von den 1.500 Hektar, die für eine Bekämpfung vorgesehen waren, nur 770 Hektar beflogen werden. Die danach zu verzeichnende weitere Verbreitung des Eichenprozessionsspinners hatte für die siedlungsnahen Bereiche sehr unangenehme Folgen, so dass zahlreiche Beschwerden von Bürgern bei den Behörden eingingen.

Da in den überwiegenden Fällen im Siedlungsbereich die Bekämpfung aus Gründen des Gesundheitsschutzes notwendig war, musste ein umwelt- und auch gesundheitsverträgliches Biozid zur Verfügung stehen. Die Ausgangssituation bezüglich der einsetzbaren Mittel war jedoch sowohl für den Biozid- als auch für den Pflanzenschutzmittelbereich sehr unbefriedigend. Für das Mittel Dipel ES, das bereits seit Jahren im Wald und biologischem Landbau eingesetzt wird und das diesen Ansprüchen am besten entsprach, gab es keine ausreichenden Zulassungen.

Vogelsänger: „Wir haben deshalb frühzeitig Anträge gestellt, viele Schreiben an die zuständigen Bundesbehörden gerichtet und noch mehr Gespräche geführt. Trotz der erheblichen Unsicherheit, aber immer auf eine Lösung mit den Bundesbehörden vertrauend, wurde auf das Mittel Dipel ES gesetzt und im Forstbereich und auch vielen Landkreisen und Kommunen eine Bekämpfung aus der Luft vorbereitet.“

Die Genehmigung für die Ausbringung mit Luftfahrzeugen im Wald wurde Mitte März erteilt. Eine Zulassung von Dipel ES als Biozid erfolgte jedoch erst kurz vor Beginn der Saison am 23. April.

Konzertierte Aktion des Landes und der Landkreise



Am 8. Mai wurde schließlich der Startschuss für die Bekämpfungsmaßnahmen aus der Luft im Landkreis Havelland gegeben. Zeitgleich begannen viele Kommunen mit der Ausbringung des Mittels vom Boden aus. Wegen des nasskalten und windigen Wetters gestaltete sich die Bekämpfungsaktion als eine Herausforderung für die beteiligten Firmen und Behörden. Statt der vorgesehenen 14 Tage dauerte die Bekämpfung fast einen Monat. Die gute Vorbereitung durch alle Beteiligten sowie die effektive Arbeit der beauftragen Firmen führten schließlich zu einem erfolgreichen Abschluss der Maßnahmen.

Insgesamt wurde der Eichenprozessionsspinner auf rund 12.000 Hektar (3.000 Hektar Siedlungsflächen sowie 9.000 Hektar Wald) aus der Luft oder vom Boden aus bekämpft. Dazu kommen noch über 30.000 Einzelbäume und die Eichen auf 176 Kilometern entlang von Straßen. Betroffen waren die Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, die kreisfreien Städte Brandenburg und Potsdam sowie kleine Flächen im Barnim und Dahme-Spreewald.

Eine besondere Herausforderung war die Behandlung der Flächen der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten (und anderem Sanssouci und Babelsberg) und innerhalb der Stadt Potsdam. Trotz umfangreicher Absperrmaßnahmen und Information über die Medien sowie Aushängen kam es vor allem hier zu Zwischenfällen, weil Absperrungen und Anweisungen ignoriert wurden. Gesundheitliche Probleme durch die Behandlung mit Dipel ES sind jedoch nicht bekannt.

Die Aufwendungen für die Bekämpfungsaktionen belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Die Kosten werden durch die Kommunen, Landkreise, den Landesbetrieb Straßenwesen oder den Privateigentümer der Fläche getragen. Die Kosten für die Befliegung der Waldflächen trägt der Landesbetrieb Forst.

Die Maßnahmen haben einen spürbaren Rückgang der Befallsbelastungen gebracht. Auf den behandelten Waldflächen wurde bei der Kartierung des Fraßgeschehens kein Kahlfraß mehr festgestellt. Starker und merklicher Fraß traten nur noch auf 1,5 Prozent der behandelten Fläche auf. Leichter Fraß wurde auf 16,7 Prozent der behandelten Flächen registriert. In einigen Bereichen konnte jedoch aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse nicht die erhoffte Wirkung erzielt werden.

Der Eichenprozessionsspinner muss weiterhin beobachtet werden. Es ist davon auszugehen, dass es außerhalb der bekannten Befallsgebiete zu einer weiteren Ausbreitung kommen wird. Abhängig vom Wirkungsgrad des eingesetzten Mittels ist in den intensiv befallenen Bereichen mit Restpopulationen zu rechnen. (PD)
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