In einem mehr als zehnjährigen Prozess wurden am BfN Grundlagen entwickelt, die deutlich machen, wo in der Überlagerung wichtiger Lebensräume und Wanderbeziehungen mit dem Straßennetz die hauptsächlichen Konfliktschwerpunkte liegen.
Daraus ableitbar werden prioritäre Bereiche erkennbar, wo vorrangig mit Vernetzungsmaßnahmen angesetzt werden sollte. Dies betrifft aktuelle Straßenneubauplanungen ebenso wie Belastungen durch das bestehende Straßenverkehrsnetz. Das Herzstück stellt eine deutschlandweite Karte der sogenannten Lebensraumnetzwerke dar, die auf der Basis bundesweit vorliegender Daten für wichtigste Lebensräume z.B. für Trockenbiotope, Feuchtbiotope oder Waldbiotope für landgebundene Arten entwickelt wurde.
Durch die Überlagerung dieser Lebensraumnetzwerke mit dem Straßenverkehrsnetz konnten über mehrere Arbeitsschritte regelbasiert wichtigste Bereiche zur Wiedervernetzung von Lebensraumkorridoren auf nationaler Ebene abgeleitet werden. In dem „Bundesprogramm Wiedervernetzung“ gilt es nun die vorliegenden rechtlichen, naturwissenschaftlichen, räumlich-planerischen und verkehrlichen Eckpunkte in einem ausgewogenen Interessenausgleich zusammenzuführen.
„Landschaftszerschneidung und Fragmentierung gehören neben der direkten Flächeninanspruchnahme zu den wichtigsten Ursachen für Beeinträchtigungen der biologischen Vielfalt in Deutschland. Angesichts des bedenklichen Zustands der Biodiversität ist die Erhaltung der Durchlässigkeit von Landschaften und der Wanderwege von Tieren eine Verpflichtung von nationaler Bedeutung, die räumlich übergreifende Ansätze erfordert“, so Beate Jessel. „Deshalb haben verschiedene nationale Strategien (Nationale Nachhaltigkeitsstrategie 2002 und Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2007) diese Herausforderung erkannt, die nun in einem Programm der Bundesregierung aufgegriffen und in das Bundesverkehrswegenetz sowie in die national wichtigsten Lebensraumkorridore integriert werden sollen,“ sagte die BfN-Präsidentin.
Insofern sei ein anspruchsvolles Gesamtkonzept erforderlich, für das das BfN bundesweit die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet habe: „Die von uns erarbeiten Grundlagen erlauben nunmehr eine nachvollziehbare Herleitung und Begründung von Punkten, an denen solche Wiedervernetzungsmaßnahmen prioritär ansetzen sollten,“ so Jessel. Auch in Zukunft werde sich das Amt weiterhin für die naturschutzverträgliche und nachhaltige Verkehrswegeplanung, die praktische Umsetzung von Wiedervernetzungsmaßnahmen (wie sie etwa in dem BfN-Vorhaben „Holsteiner Lebensraumkorridore“ beispielhaft erprobt wird) sowie für die anwendungsbezogene Forschung einsetzen. Nicht zuletzt kommt dabei funktionierenden Vernetzungsbeziehungen und Wanderkorridoren vor dem Hintergrund des Klimawandels hohe Bedeutung zu, um den Arten in der Landschaft Anpassungen zu ermöglichen.
Weitere Informationen unter Download:
http://www.bfn.de/0312_landsch_planung.html (BfN)