(c) proplanta «In Deutschland haben wir insgesamt gesehen keinen Wassermangel, auch wenn das punktuell einmal anders sein kann», sagte die Trinkwasserexpertin Ingrid Chorus, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Mit einem Vorrat von rund 188 Milliarden Kubikmetern Wasser sei Deutschland ein im Vergleich zu anderen Ländern der Erde wasserreiches Land. Laut UBA werden davon nur 20 Prozent von Industrie und Haushalten genutzt.
Pro Tag nutze jeder Mensch in Deutschland etwa 120 Liter Trinkwasser. Vor 20 bis 30 Jahren sei dies deutlich mehr gewesen, allein in der DDR waren es vor 1990 etwa 300 Liter pro Person am Tag.
Seither seien immer mehr wassersparende Geräte und Anlagen entwickelt und gebaut worden. Auch habe mancherorts der demografische Wandel den Wasserverbrauch sinken lassen. Diese Entwicklungen seien aber bei Planung und Bau der Wasserverteilungsnetze vor vielen Jahrzehnten noch nicht absehbar gewesen.
In der Folge hätten manche Städte und Gemeinden heute deutlich zu groß dimensionierte Leitungen, die aber noch in einem guten Zustand und eigentlich ansonsten nicht erneuerungsbedürftig seien, sagte Chorus.
«Es sind die Unternehmen gefordert, darauf zu reagieren und die Verteilungsnetze mittelfristig so zu modernisieren, dass sie den veränderten Bedingungen entsprechen», sagte sie.
«Es kann nicht der Königsweg sein, die Menschen zu animieren, nun mehr Wasser zu verwenden, denn wenn die Leitungen gespült werden müssen, kann der Wasserversorger viel besser beurteilen, wieviel Spülung wo nötig ist», sagte Chorus auch mit Blick auf die Kosten für die Verbraucher.
Wasserversorger müssen Leitungen auch bei niedrigem Wassserverbrauch so spülen, dass sich darin keine Ablagerungen und damit Keime bilden können. Über die Wasserrechnung kommen die Kosten dann aber auch auf Verbraucher zu.
Die Versorger liefern das Wasser bis zum Hausanschluss, so dass die Eigentümer der Gebäude auch in der Pflicht sind, für sauberes Trinkwasser zu sorgen.
«Allerdings gibt es angesichts der natürlichen Wasservorkommen in Deutschland keinen Grund, das Wassersparen noch weiter zu treiben, vielleicht mit wenigen lokalen Ausnahmen in ungewöhnlichen Trockenperioden», sagte sie.
Es sei zwar nicht verkehrt, mit Wasser, das in anderen Ländern der Welt knapp ist, generell sorgsam umzugehen. Aber: «Man darf sich die Dusche oder das Rasensprengen hierzulande in aller Regel durchaus gönnen», sagte die Expertin.
Trinkwasser wird in Deutschland laut UBA zu zwei Dritteln unmittelbar aus Grundwasser und zu einem Drittel Gewässern wie Flüssen und Seen gewonnen und aufbereitet. Es wird zu 95 Prozent von zentralen Wasserversorgungsunternehmen an die Hausanschlüsse verteilt.
Ein geringer Anteil des Trinkwassers wird durch sogenannte Hausbrunnen gewonnen. (dpa)
|
|