Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.09.2012 | 09:17 | Weltnaturschutzkongress 

Experten fordern Schutz der Trockengebiete

Cheju - Die Trockengebiete sind die Heimat für mehr als zwei Milliarden Menschen. Auf diese Regionen entfallen 44 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion.

Mittelmeerregion
(c) proplanta
Doch in der Umwelt- und Entwicklungspolitik spielten sie lange Jahre eher eine Nebenrolle, sagt der Koordinator der Initiative für Globale Trockengebiete der Weltnaturschutzunion (IUCN), Jonathan Davies.

«Wir wollen die Aufmerksamkeit darauf lenken, wie wundervoll Trockengebiete sind.» Zu solchen Gebieten gehören Mittelmeerregionen ebenso wie die afrikanische Sahara oder die mongolischen Gobi-Wüste.

Auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN auf der südkoreanischen Ferieninsel Cheju werben Davies und andere Experten für den Erhalt der Biovielfalt in diesen Regionen.

Die Naturschützer fordern mehr Investitionen für den Schutz und eine nachhaltige Nutzung. So betrieben die Menschen in den Trockengebieten seit Tausenden von Jahren Agroforstwirtschaft; dabei werden Landwirtschaft und Holzwirtschaft auf einer Fläche integriert. Doch in vielen Fällen werde den Menschen das Recht darauf vorenthalten, so die Experten.

Viele Trockengebiete sind von fortschreitender Wüstenbildung (Desertifikation) bedroht. Die Gründe sind vielfältig und zum größten Teil menschengemacht. Dazu gehören Überweidung, Übernutzung und die Entwaldung.

Jedes Jahr, so wird geschätzt, gehen dadurch zwölf Millionen Hektar fruchtbarer Boden verloren. Auch der Klimawandel hat den Experten zufolge negative Folgen für die Trockengebiete.

Die Verschlechterung der Böden (Bodendegradation) führt zur Verwüstung. «Davon sind 250 Millionen Menschen direkt betroffen», sagt Davies. «Die Degradation passiert überall, auch in Deutschland», betont der Exekutivsekretär des UNCCD-Sekretariats, Luc Gnacadja. UNCCD ist das UN-Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung.

Betroffen von der Verschlechterung der Böden sind vor allem die Schwächsten der Schwachen. Von den zwei Milliarden Menschen in den Trockengebieten lebt laut UNCCD die Hälfte in extremer Armut.

Die Verschlechterung der Lage in den entferntesten Trockengebieten habe globale Auswirkungen, sagt Gnacadja. «Das bedeutet nicht nur Verlust der biologischen Vielfalt.» Auch das Wasser werde immer knapper.

Der Afrikaner aus Benin fordert, dass die Regierungen und Kommunen ihre Kräfte bei der Wiederherstellung beschädigter Regionen besser bündeln. Es handele sich nicht um «Rand- oder Ödland», betont der Experte. «Die Trockengebiete sind der Brotkorb der Erde.» (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?