Es ist oben an die Balkonterrassentür von Willi und Gerda Beck gebaut und misst in der Länge etwa 2,50 Meter. «Es mag nicht das weltweit größte sein - aber die Dimension ist schon außergewöhnlich und die Form toll», sagt Hornissen-Expertin Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu). Vor allem findet sie es «bewundernswert», dass die Naturfreunde die Hornissen so dulden.
Allerdings ist das eher einer Verkettung unglücklicher Zufälle geschuldet: Der Schwiegersohn gab den Tipp, das Nest versetzen zu lassen. Willi Beck (70) rief daher den Naturschutzwart an, aber der erste sagte ab wegen Urlaubs, der zweite wurde krank und als dann Wochen später ein dritter vorbeikam, «war das e Mordshornisseneschd» (Beck), das nicht mehr versetzt werden konnte. Ende Mai war es nur im Rolladenkasten - heute können die Becks ihre Balkontür im ersten Stock nicht mehr öffnen.
Aber ist das Mordsnest nicht gefährlich? «Nee», sagt Gerda Beck (63). «Die lassen uns in Ruh', wenn wir im Garten sind.» Sie habe keine Angst vor den inzwischen etwa 700 bis 1.000 Hornissen. «Aber mein Mann fürchtet sich ein bisschen.»
Nabu-Expertin von Orlow erklärt: «Die Hornissen sind friedlicher als diverse Wespenarten. Solange man das Nest nicht erschüttert oder daran rummanipuliert, ist alles okay.» Die Stiche seien auch nicht gefährlicher. Und es gelte: «Wer Hornissen hat, hat keine Wespen.»
Was ebenfalls praktisch ist: Die Hornissen fressen die
Schädlinge aus dem Garten - vor allem Blattläuse. Und den Becks bietet sich ein echtes Schauspiel: Sie können das Wachstum des Nests nicht nur von außen verfolgen - von innen im früheren Kinderzimmer können sie durch die Scheibe die Hornissen im verzweigten Gängesystem beobachten.
Große Hornissennester findet man laut Nabu in Deutschland nur in Bayern und Baden-Württemberg. Über das Riesennest in Nußloch freut sich von Orlow besonders, «weil wir dieses Jahr eigentlich ein schlechtes Hornissenjahr hatten».
Familie Beck müsse noch bis Ende Oktober durchhalten, sagt die 40-Jährige. Bis dahin verlassen die Tiere nach und nach das Nest und sterben. «Im September ist da aber noch einmal richtig Action - da dürfte das Nest noch weiter wachsen.» Bald schlüpften die junge Königin und die Männchen.
Und wie wollen die Becks das Nest am Ende entfernen? «Oh je, keine Ahnung», sagt Willi Beck. «Vielleicht mit einem Spachtel?» (dpa)