Elf Punkte umfasst der Forderungskatalog, der jetzt anlässlich des Deutschen Landschaftspflegetages 2011 in Bergisch Gladbach vorgestellt wurde.
Extensive Beweidung könne einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des europäischen Biotopverbundes, der Wasserrahmenrichtlinie und des Klimaschutzes leisten. „Derzeit werden in Brüssel die Weichen dafür gestellt, wie sich unsere Kulturlandschaft in den Jahren von 2014 bis 2020 entwickelt", verwies Josef Göppel MdB, Vorsitzender des DVL, auf die Dringlichkeit des Themas.
Mehr als 200 Pflanzenarten könnten auf extensiven Weiden leben - im modernen Ansaatgrünland seien es maximal zehn, erklärte der DVL. Viel wirkungsvoller als schmale Uferrandstreifen könne Grünland den Eintrag von Nährstoffen in die Gewässer bremsen. Bei Überschwemmung durch
Hochwasser halte Grünland das Wasser wie ein Schwamm zurück und könne so helfen, Hochwasserspitzen zu kappen. Klimaschädliche Gase würden im Grünland als Kohlenstoffsenke gebunden. Und nicht zuletzt prägten Weidetiere gerade in den Mittelgebirgen wertvolle Erholungslandschaften für den Menschen.
Der DVL arbeitet daran, die Vorzüge extensiver Beweidung zu verdeutlichen und wirkungsvolle Maßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen
Agrarpolitik der EU vorzuschlagen. „ Bewirtschafter extensiver Weiden sind oft an Naturschutzzielen, wie dem Erhalt der
Artenvielfalt, sehr interessiert", weiß Prof. Dr. Eckhard Jedicke, der das Thema gemeinsam mit dem DVL betreut. Die Grundbedingung in seinen Augen lautet: „Wenn die Landwirte für ihre Arbeit durch die Gesellschaft angemessen honoriert werden, sind sie gern bereit, auch anspruchsvolle Umweltziele anzusteuern." Dazu suche der DVL in den nächsten Monaten einen intensiven Dialog.
Das Projekt „Entwicklung der extensiven Beweidung als zukunftsfähiges Naturschutzinstrument in der EU, im Bund und in den Bundesländern" bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt soll handfeste Vorschläge für die Agrarreformen liefern.
Hintergrundinformationen:Folgende Punkte sieht der DVL als erforderlich an:1. Extensivweiden in die Erste Säule der
GAP integrieren: 1. Direktzahlungen auf allen Extensivweiden gewähren
2. Bruttoprinzip: bis 30% Landschaftselemente als förderunschädlicher Bestandteil der Weiden
3. Einheitliche Sonderkodierung für alle Extensivweiden
Agrarumweltmaßnahmen (AUM) in der Zweiten Säule weiterentwickeln:4. Stärkere EU-Kofinanzierung der AUM für Extensivweiden
5. Europaweit verpflichtende AUM für Weiden: extensive Weide
(a) auf bisher intensiv genutzten Flächen (wie Acker in Auen);
(b) in naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen
6. Längere Vertragslaufzeiten zwecks Planungssicherheit
7. Anreize über Erstattung von Transaktionskosten schaffen mit mindestens 20% Aufschlag
8. Extensivweiden in die Gemeinschaftsaufgabe Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) integrieren
9. Landschaftspflegeprogramme etablieren
Naturschutzberatung für Landwirte:10. Betriebsberatung in Länderprogramme integrieren und über ELER EU-kofinanzieren
Bürokratie vereinfachen:11. Extensive Beweidung erfordert angepasste Bestimmungen für Tierkennzeichnung, veterinärmedizinische Überwachung, Schlachten (Kugelschuss auf der Weide, mobile Schlachtboxen), kontrolliertes Belassen von Tierkadavern (dvl)