Hochwasser durch extreme Wetterlagen werden laut Experten auch in Niedersachsen aufgrund des Klimawandels künftig häufiger drohen. Das Land setzt deshalb auf Hochwasserschutz und Vorhersagen. Für Bürgerinnen und Bürger gibt es Informationsangebote bei Notlagen. (c) proplanta
«Die Klimakrise ist real. Wir müssen uns darauf einstellen», sagte Umweltminister Christian Meyer am Donnerstag anlässlich eines Austausches von Experten beim niedersächsischen Gewässerforum in Hannover.
Im Zuge des Hochwasserschutzes werde es künftig darum gehen, Flüssen etwa durch Auen, Polder und die Verlegung von Deichen mehr Raum zu geben, sagte der Grünen-Politiker. Im Alarmfall sollen Prognosen zu Pegeln und Wetterlagen Bürgerinnen und Bürgern sowie Einsatzkräften schnell Informationen bieten.
«Die Hochwasserereignisse werden sich durch den Klimawandel verschärfen», sagte auch Markus Anhalt, ein führender Hochwasserexperte des Landes. Das betreffe sowohl die Intensität als auch die Häufigkeit. Auch eine Größenordnung wie 2021 im Ahrtal, wo ein Hochwasser verheerende Schäden anrichtete, sei möglich. «Wir sind in Niedersachsen davor nicht sicher», sagte Anhalt. Das letzte große Hochwasser traf den Süden Niedersachsens 2017.
Entsprechend wichtig sei es, in den Hochwasser- und Katastrophenschutz, aber auch in Vorhersagen zu investieren, sagte Meyer. Die Erkenntnisse aus der Ahrtal-Katastrophe sollen helfen, Meldewege zu verbessern. Künftig soll dem Minister zufolge zudem wieder häufiger akustisch mit Sirenen gewarnt werden.
Um Einsatzkräfte, aber auch Bürgerinnen und Bürger im Krisenfall zu informieren, betreibt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) seit rund zwölf Jahren in Hildesheim eine eigene Hochwasservorhersagezentrale. Dort werden rund um die Uhr etwa mithilfe von Wetter- und Pegeldaten Vorhersagen erstellt und im Notfall Warnungen herausgegeben, die von Bürgern zum Beispiel mit speziellen Warnapps abgerufen werden können.
Auf dem Portal pegelonline.nlwkn.niedersachsen.de sind zudem Wasserstandsvorhersagen und Pegeldaten für mehrere Dutzend Pegel von Flüssen und Kanälen abrufbar. Der Landesbetrieb stellt außerdem auf seiner Webseite Risiko- und Gefahrenkarten bereit. Auch eine Checkliste für das richtige Verhalten im Notfall ist dort zu finden.
Auch für Kommunen sei es wichtig, sich auf Hochwasserlagen vorzubereiten, sagte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. «Das Thema Starkregen kann jede Kommune jederzeit in ganz Niedersachsen ereilen.» Der NLWKN biete dafür ein Hochwasserkompetenzzentrum in Verden als Anlaufstelle.
Rickmeyer betonte, durch eine passende Bauleitplanung und Grünflächenmanagement sei es möglich, Synergien bei Hochwasser- und Klimaschutz zu finden und gab ein Beispiel: «Wo kann man eine Mulde einplanen, die dann im Starkregenfall voll läuft, aber ansonsten eben auch dafür sorgt, dass das Klima in der Stadt besser wird.»