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29.03.2015 | 10:00 | Der April macht, was er will 

Kann man Bauernregeln wirklich trauen?

Frankfurt/Main/Bad Neuenahr-Ahrweiler - Wer sich im April trotz sonnigen Wetters leichtsinnig ohne Regenschirm aus dem Haus traut, kehrt oft klitschnass zurück.

Bauernregeln
Das April-Wetter gilt als überaus launisch. Und das schon seit Jahrhunderten. Viele Bauernregeln thematisieren den wechselhaften vierten Monat im Jahr. Obwohl einige immer noch stimmen, halten Meteorologen die modernen Vorhersagen für unschlagbar. (c) proplanta
Auf strahlend blauen Himmel mit 20 Grad kann binnen weniger Stunden ein Sturmtief inklusive Starkregen folgen. «April, April, der macht was er will» - wussten Bauern schon vor Jahrhunderten. Die wohl bekannteste aller Bauernregeln genieße ihren Ruhm zu Recht und stimme auch heute noch, sagt Meteorologe Michael Klein vom Wetterservice Donnerwetter.de. Der April sei deshalb so wechselhaft, weil die Temperaturunterschiede zwischen dem Wasser der Meere und dem Land noch groß seien. Je nach Richtung der Luftströmung setze sich dann kalte oder warme Luft durch.

Für zuverlässig hält der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Gerhard Lux, Bauernregeln generell nicht, vor allem, wenn es um Vorhersagen weit in die Zukunft geht. Prognosen wie «Auf trockenen April ein nasser Sommer folgen will» ließen sich durch die bis zu 160 Jahre zurückreichenden Messungen des DWD nicht bestätigen. «Nur in wenigen Gebieten trafen die einzelnen Regeln wenigstens in 60 bis 65 von 100 untersuchten Jahren zu. Und das ist nur ein wenig besser als gewürfelt», so Lux.

Auch die Jahrhunderte alte Prognose «Gibt's im April mehr Regen als Sonnenschein, wird warm und trocken der Juni sein» bleibe Wunschdenken und lasse sich wissenschaftlich anhand der langjährigen Wetteraufzeichnungen nicht bestätigen, sagt Wetterexperte Klein.

Die modernen Wettervorhersagen, die auf weltweit ausgetauschten Beobachtungen und Messungen sowie Simulationen basieren und recht genaue Prognosen für etwa eine Woche liefern, halten die Wetterexperten für unschlagbar.

Einer, der trotz heutiger moderner Wettervorhersagen noch auf Bauernregeln schwört, ist der als Wetterbauer bekanntgewordene Landwirt Hans Boes. Der Rheinland-Pfälzer sät Radieschen, Bohnen und Erbsen ab dem 3. April und folgt damit der Regel «Am Christiantag (3. April) fang zu säen an». Grundsätzlich müsse man das Wetter aber immer genau beobachten. Denn Papst Gregor ließ bei seiner Kalenderreform Ende des 16. Jahrhunderts kurzerhand zehn Kalendertage streichen. Bauernregeln, die vor dieser Reform entstanden, beziehen sich in ihren Stichtagen also wohl nicht auf den Tag, von dem wir heute ausgehen. «Auch die Klimaveränderungen von heute muss man berücksichtigen», sagt Boes.

Nach Angaben des DWD-Meteorologen Lux sind etwa 4.000 Bauernregeln aus dem Mittelalter überliefert. Damals gab es noch keine Wetterberichte. 600 davon bezögen sich direkt auf das Wettergeschehen. «Bauernregeln sind Teil unseres Kulturgutes. Oft handelt es sich um Hinweise zur rechtzeitigen Aussaat oder zur Einbringung der Ernte», sagt Lux. Die Regeln basieren laut Lux auf Beobachtungen und Erfahrungen von Bauern, die dann als Reim über Generationen weitergegeben wurden. «Die Regeln wurden gereimt, damit man sie sich besser merken konnte», erklärt der Meteorologe.

Dass der April getreu der Bauernregel ein äußerst launischer Monat ist, darin sind sich Experten wie Landwirte einig. Wetterbauer Boes rechnet für die kommenden Wochen mit Wetterkapriolen. Für Ostersonntag prognostiziert er Sonne, ab dem 20. April könne es regnerisch und kühl werden. «Der April ist eigenwillig, gehen Sie deshalb nie ohne Jacke raus», rät Boes.

Der Deutsche Wetterdienst kann für das Wetter der nächsten Wochen keine präzisen Aussagen treffen. Trendprognosen für den April zeigen immerhin, dass die Wahrscheinlichkeit für einen im Durchschnitt angenehm warmen Monat höher ist als für einen zu kalten. (dpa)


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Zahlreiche Lostage beziehen sich auf Bauernregeln.
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