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16.12.2017 | 05:00 | Silvesterfeuerwerk 
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Lärm, Feinstaub und Müll: Die schädlichen Seiten des Feuerwerks

Berlin - Ein Feuerwerk mit lauten, bunten Böllern und Raketen gehört fest zu Silvester. Was schön am Himmel funkelt, kann aber schädlich sein. Das gilt auch für andere Traditionen.

Silvesterfeuerwerk Feinstaub
Nach dem bunten Silvesterfeuerwerk ist die Luft vielerorts zum Schneiden. Schädlicher Feinstaub ist zum Jahreswechsel besonders hoch konzentriert - nicht die einzige Gefahr für die Gesundheit. (c) proplanta
Wie gefährlich ist der Qualm von Silvesterraketen?

Durch Feuerwerk entsteht Feinstaub. In einer Silvesternacht sind das rund 4.000 Tonnen, wie das Umweltbundesamt angibt. Das entspricht etwa 15 Prozent der jährlich im Straßenverkehr freigesetzten Feinstaubmenge. An Silvester ist die Luftbelastung somit häufig vor allem in Städten so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Winzige Feinstaubpartikel können die Atemwege reizen und auf Dauer die Lungenfunktion stören - besonders gefährlich für Asthmatiker.

Wie laut wird eine Silvester-Rakete?

Das Sprengstoffgesetz regelt in Deutschland, wie laut es knallen darf. Feuerwerkskörper der Kategorie 2, die nur für Erwachsene erlaubt sind, dürfen in einer Entfernung von acht Metern gemessen nicht lauter als 120 Dezibel sein - in dieser Höhe beginnt das Schmerzempfinden. Gefährlich wird es für die Ohren, wenn dieser Abstand nicht eingehalten wird. Denn die Schallenergie erhöht sich drastisch, je näher man bei der Lärmquelle steht. So ist sie bei nur zwei Metern Abstand gleich rund zehnmal so hoch wie bei einer Distanz von acht Metern. Bei illegalen Knallern ist die Lautstärke unkalkulierbar, weil sie nicht geprüft werden.

Wie entstehen die Farben im Feuerwerk?

Die meisten Raketen bestehen überwiegend aus Schwarzpulver und einer Mischung aus Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel. Von außen ist nur die Verpackung aus Karton, Holz, Ton oder Kunststoff zu sehen. Außerdem enthalten die Knaller sogenannte Effektsätze, die die Raketen pfeifen und sie in bunten Farben erstrahlen lassen. Strontium sorgt zum Beispiel dafür, dass die Raketen rot leuchten, Kupfer für eine Blaufärbung, Barium für Grüntöne und Calciumsalze erzeugen orange-gelbe Farbeindrücke.

Wohin mit dem Raketenmüll?

Böllerabfälle sollten im Restmüll entsorgt werden, rät Thomas Probst vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. «Blindgänger sollte man am besten wässern und eine halbe Stunde im Eimer liegen lassen.» Das Schwarzpulver mit den Salzen wird so unschädlich gemacht und kann dann in der schwarzen Tonne entsorgt werden. In Parks und auf Grünflächen sollte auf das Knallen ganz verzichtet werden, fordert der Naturschutzbund Nabu. Bei vielen Tieren löse der ungewohnte Lärm Panik aus. Für Vögel bestehe etwa die Gefahr, dass sie die Orientierung verlieren.

Und Bleigießen in der Silvesternacht, ist das zumindest unbedenklich?

Beim Erhitzen von Blei entstehen giftige Bleioxide, die über die Atemwege aufgenommen werden können. Beim Anfassen der Figuren gelangt Blei an die Hände und bei Kindern auch leicht in den Mund. Das Schwermetall kann das Nervensystem, Hirn, Niere und Leber schädigen. Schon geringe Mengen können beim Nachwuchs die Intelligenz beeinträchtigen. Wer nicht ganz auf die Tradition verzichten will, sollte Wachs statt Blei benutzen, wie das Umweltbundesamt empfiehlt.
dpa
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Kommentare 
Lennox Jenke schrieb am 19.11.2021 22:11 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Feuerwerk, Feinstaub und Treibhausgase
Silvesterfeuerwerk wird seit einigen Jahren mit Feinstaubemissionen von bis zu 5.000t/Jahr in Verbindung gebracht. Zweifellos entstehen beim Abbrand eines Feuerwerks Staubpartikel unterschiedlicher Größe. Derart hohe Werte für Feinstaub beruhen jedoch auf Hochrechnungen mit geschätzten Emissionsfaktoren für die in Feuerwerk verwendeten Grundstoffe. Seit im Jahr 2019 erstmals reale Messungen beim Abbrand von Feuerwerkskörpern vorgenommen wurden, weiß man, dass diese Hochrechnungen das wirkliche Emissionsvolumen um mehr als zwei Drittel überschätzt hatten. Tatsächlich macht Silvesterfeuerwerk lediglich 0,7% des Feinstaubs eines Jahres aus.



Der Müll an Silvester
Die Abfallentsorger der fünf größten Städte Deutschlands zusammen beseitigen am Neujahrstag etwa 200t Müll der Silvesternacht, darunter Baukörper und Verpackungen von Feuerwerksartikeln. Diese Angabe bezieht sich vor allem auf die zentralen Silvesterfeiern innerhalb der Stadtgebiete und ist somit vergleichbar mit anderen festlichen Großereignissen wie dem Münchener Oktoberfest (88t Müll) oder dem rheinländischen Karneval (600t Müll). Die jährliche Abfallmenge öffentlicher Veranstaltungen in Berlin allein beläuft sich auf 20.000t.

Auf Basis der vorliegenden Zahlen schätzt der BVPK den Anteil von Feuerwerks-Reststoffen an der jährlichen Abfallmenge eines durchschnittlichen Haushalts in Deutschland auf 0,05%. Der Feuerwerksmüll besteht zu 90% aus biologisch abbaubaren Materialien wie Pappe, Ton oder Holz. Ein Teil der verwendeten Kunststoffelemente ist aus Sicherheitsgründen gesetzlich vorgeschrieben; für andere haben die Hersteller pyrotechnischer Erzeugnisse zuletzt innovative und umweltfreundliche Alternativen entwickelt. Der größte Teil der Feuerwerksreststoffe wird über den Hausmüll oder die Stadtreinigungen fachgerecht entsorgt.
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