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07.01.2012 | 15:04 | Winterwetter 

Milder Winter: Eingeschleppte Tierarten überleben besser

Berlin - Der ungewöhnlich milde Winter erleichtert nach Einschätzung von Umweltschützern eingeschleppten Tierarten wie Biberratten, Sittichen und Schmuckschildkröten das Überleben in freier Natur.

Mücke
(c) proplanta
Normalerweise dezimiere die Kälte die Bestände, sagte Roland Gramling, Sprecher der Umweltstiftung WWF Deutschland am Donnerstag. Nun könnten diese Tiere heimischen Arten Futter wegfressen oder sie verdrängen.

So hat die Biberratte Nutria, die aus Südamerika stammt und einst für die Pelzzucht eingeführt wurde, in ihrer Heimat Alligatoren als Feinde. Da es in Deutschland naturgemäß an solchen Gegnern fehlt, hält sonst nur eisige Kälte die Biberratte in Schach. Nach einem milden Winter können die Nutrias deshalb zur Konkurrenz für die heimischen Biber werden. Außerdem knabbern sie Uferbefestigungen an und können durch ihren Kot kleinere Gewässer stark verunreinigen.

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte aus Nordamerika gelangt vor allem durch Aussetzen in heimische Seen und Teiche. «Beim Zufrieren der Gewässer sterben die meisten ab», berichtet Gramling. Viele überlebende Tiere könnten als Allesfresser zur Gefahr für Laich und Kaulquappen der ohnehin bedrohten Laubfrösche werden.

Halsbandsittiche aus Asien und Afrika haben sich nach WWF-Angaben vor allem im Rheinland breitgemacht. Je mehr von ihnen den Winter überlebten, desto größer werde die Lärm- und Kotbelästigung der Vögel sowie ihr Verbiss an Bäumen.

Mit Argwohn beobachten die Umweltschützer auch die Asiatische Tigermücke, die Tropenkrankheiten wie Denguefieber übertragen kann. 2006 sei diese Mücke auch in Deutschland nachgewiesen worden, berichtete Gramling - allerdings ohne Krankheitsausbrüche. In Italien habe es jedoch einen Todesfall nach einem Stich dieser Mückenart gegeben.

Tigermücken könnten beim Blutsaugen gefährliche Erreger von Menschen und Tieren aufnehmen und über ihre Eier weitergeben. Die widerstandsfähigen Eier gelangten oft durch Ritzen in Autoreifen oder durch Gewächshauspflanzen von Asien nach Europa. Kälte verträgt die Brut jedoch schlecht. Doch nicht jede Tigermücke ist automatisch ein Krankheitsüberträger. (dpa)
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