«Besonders gut sind Kraniche, Gänse und Enten zu sehen», sagte der Vogelschutzexperte des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Markus Nipkow, am Donnerstag in Bonn. Die Zugvögel legten auf ihrer Reise in wärmere Regionen im Süden zwischen 1000 und 3000 Kilometer zurück. Deutschland sei dabei für viele ein Rastplatz. «Von den 180 Millionen Brutvögeln in Deutschland verlassen uns rund 50 Millionen im Winter.»
Die ersten Zugvögel wie Mauersegler seien bereits im August in Richtung Süden aufgebrochen. «Der Vogelzug endet Ende Oktober, Anfang November», sagte Nipkow. «Überall dort, wo Wasser ist, kann man eine Menge sehen.» An Flüssen, Seen und der Küste hielten sich jetzt Vogelarten auf, die nicht zu jeder Jahreszeit zu beobachten seien.
Die Vögel befänden sich teilweise auf ihrer Reise von Skandinavien und dem Baltikum zum Mittelmeer, an die Atlantikküste oder nach Afrika. «Einige Vögel wie der Weißstorch ziehen über die Sahara», sagte der Experte.«Dabei fliegen sie lieber über Land als über Wasser», sagte er. «Das ist energiesparender.»
Auf dem Weg ins Winterquartier lauerten viele Gefahren, sagte Nipkow. «Viele Weißstörche kommen an Stromleitungen um», sagte er.
«Das ist ihre Todesursache Nummer eins.» Einige Zugvögel nähmen in ihren Rast- und Winterquartieren in hohem Maße Pestizide auf. «In Afrika werden Mittel gegen die Heuschreckenplage eingesetzt, die bei uns verboten sind.» Die Jagd auf Vögel sei in Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien lange Tradition. «Einige Millionen landen in Netzen oder werden geschossen - teils legal, teils illegal.» Auf Malta würden jährlich fast eine Million Vögel getötet.
«Es verlassen uns mehr Vögel, als zurückkommen», sagte Nipkow. Die Sterblichkeit sei insbesondere unter den Jungvögeln hoch. Etwa 60 Prozent der Jungvögel würden mit der Brut beginnen. Die ersten Zugvögel wie Feldlerchen und Stare kehrten ab Mitte Februar zurück.
«Spätestens Anfang Mai kommen die letzten.» Einige Vögel überwinterten auch am Rhein. «An großen Flüssen, die überwiegend eisfrei bleiben, finden sie Nahrung.» Auf der Durchreise rasteten in der Vorpommerschen Boddenlandschaft 15 000 bis 18 000 Kraniche.
Die Vogelgrippe-Gefahr durch Zugvogel hält der Experte für unbegründet. «Ich will nicht leugnen, dass Wildvögel der Vogelgrippe zum Opfer fallen», sagte er. Zugvögel transportierten das Virus aber nicht über große Distanzen. «Der Weg des H5N1-Virus von Asien nach Europa stimmt nicht mit den Zugwegen überein.» Bisher habe es keinen einzigen Fall gegeben, in dem ein Mensch von einem Wildvogel angesteckt worden sei.
Quelle: dpa 06.10.2006 / 08:01
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