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31.01.2012 | 06:24 | Sibirisches Hoch 

Russische Kälte lähmt Osteuropa und frostet Deutschland

Offenbach/ Berlin/ Moskau - Kalt, kälter, «Cooper» - Frost aus Sibirien packt Osteuropa und Deutschland. In Polen und der Ukraine erfroren zahlreiche Menschen, in Tschechien barsten Bahnschienen im Frost.

Frost
(c) proplanta
Für Deutschland erwarten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Wochenende «Eistage» - auch tagsüber bleiben die Temperaturen unter null Grad. Neue Minusrekorde stehen nicht bevor, doch Eis stoppt die Schifffahrt am Dienstag auf Teilen der Oder. Zudem weht ein kräftiger Ostwind, der die Kältewirkung verstärkt. Nennenswerte Schneefälle sind nicht zu erwarten.

Wegen der Superkälte bis zu minus 45 Grad haben Schüler in Sibirien am Montag schulfrei bekommen. Am kältesten bewohnten Punkt der Erde im russischen Ort Oimjakon waren die Menschen aber noch gelassen, wie Verwaltungschef Wassili Mestnikow sagte. In der Nacht habe das Thermometer minus 54 Grad angezeigt.

Die Bewohner der russischen Teilrepublik Jakutien seien an solche Temperaturen gewöhnt. Wegen des Frosts seit einigen Tagen sei der Gasverbrauch erstmals überhaupt auf zwei Milliarden Kubikmeter pro Tag gestiegen, meldete die Agentur Interfax nach Angaben von Energieunternehmen. Das sei so viel wie der Jahresverbrauch etwa von EU-Mitglied Bulgarien.

«Der Höhepunkt der Kältewelle wird vermutlich am Freitag erreicht», sagte DWD-Meteorologe Thomas Ruppert am Montag mit Blick auf Deutschland. Dann beginnt der Tag auf den Höhen des Bayerischen Waldes und im Erzgebirge voraussichtlich mit Werten um minus 20 Grad - bei klarem Himmel und über Schnee kann es noch kälter werden. Bis dahin sinken die Temperaturen stetig.

Am Mittwoch herrscht dann überall Dauerfrost zwischen minus 1 und minus 11 Grad. Erst am Wochenende lässt die Kälte etwas nach. «Von einem Rekord ist das noch weit entfernt», sagte Ruppert.

Dennoch werden die Westoder und die Oder entlang der Grenze zu Polen ab Dienstag (31. Januar) für die Schifffahrt gesperrt. Das sagte eine Sprecherin des Wasser- und Schifffahrtsamtes Eberswalde.

Die Westoder ist zugefroren, auf der Oder treiben Schollen. Auch die obere Oder-Havel-Wasserstraße ist in großen Teilen gesperrt.

Mindestens zehn Menschen sind seit dem Wochenende allein in Polen erfroren. In der Nacht zu Montag kamen bei eisigen Minusgraden fünf Personen ums Leben, teilte das Innenministerium mit. Die Polizei kontrolliert verstärkt in Kleingärten, die sowohl Obdachlosen als auch Betrunkenen als Zuflucht dienen.

Wegen der eisigen Kälte wurde in fast ganz Bulgarien die zweithöchste Warnstufe orange ausgerufen. Am kältesten war es mit 24 Grad unter null in der Stadt Tschirpan, berichtete das Staatsradio.

Dutzende Menschen rutschten auf glatten Straßen aus und mussten mit Bein- oder Armbrüchen ins Krankenhaus.

Auf zwei Eisenbahnstrecken im Osten Tschechiens brachen ob des starken Frostes die Schienen. Bis Ende der Woche könnte das Quecksilber hier nach Angaben der Meteorologen an einzelnen Orten sogar auf bis zu minus 35 Grad sinken.

In Estland, Lettland und Litauen warnten die Behörden vor der Kälte und empfahlen der Bevölkerung, das Haus möglichst nicht zu verlassen. Mindestens vier Menschen erfroren in den baltischen Staaten, einem Obdachlosen mussten wegen seiner Erfrierungen die Beine amputiert werden.

Landwirte in Niedersachsen bangen wegen des harten und trockenen Frosts derweil ums Wintergetreide. «Wenn es noch kälter wird, aber nicht der nötige Schnee fällt, kann das zum Problem werden», sagte Werner Bosse vom Landesbauernverband.

Dem Bahnverkehr in Deutschland habe der Kälteeinbruch bislang nichts angehabt, sagte eine Bahnsprecherin am Montag. «Wir haben eine stabile Verkehrslage.» Das Unternehmen habe mehr Vorkehrungen gegen Schnee und Eis getroffen als in den Jahren zuvor.

«Wir haben es mit einem Winter der Extreme zu tun, erst Mittelmeerflair mit wochenlangen frostfreien Nächten und jetzt der abrupte Wechsel zu arktischen Verhältnissen», sagte der Meteorologe Jurik Müller vom DWD in Leipzig. «Eine derartige Wetterkonstellation kommt bei uns alle 20 bis 30 Jahre vor, letztmalig 1986 und 1956.» (dpa)
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