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22.05.2016 | 15:12 | Bedrohte Tierarten 

Tag der Artenvielfalt - bedrohte Delfinart

Don Khon - Ein Delfin springt aus dem Wasser. Mit seiner aufwärts gezogenen Mundlinie sieht das Tier mit der kurzen Schnauze aus, als lächle es vor Vergnügen.

Heimat der Delfine
Sie verschwinden aus den Flüssen, Mündungsgebieten und Küstengewässern Südostasiens. Staudammprojekte und Fischerei gefährden die kurzschnäuzigen Delfine, die immer zu lächeln scheinen. Ist es bereits zu spät für eine Rettung des Irawadi-Delfins? (c) proplanta
Die Touristen auf dem Mekong-Fluss in Laos zücken ihre Handys: Es ist ein seltenes Glück geworden, einen der scheuen Säuger zu Gesicht zu bekommen. Der Irawadi-Delfin (Orcaella brevirostris) wird auf der Roten Liste als vom Aussterben bedrohte Art geführt.

In diesem Abschnitt des Mekong gebe es nur noch vier oder fünf der Delfine, schätzt Bootsführer Chieng (30) aus Don Khon in Laos. «Und ein Junges.» Er macht nächtliche Delfin-Touren mit Touristen. Die winzige Population ist ein Touristenmagnet in dem armen südostasiatischen Land. Findige Reiseunternehmer nutzen Foto-Software, um das Lächeln der Delfine noch breiter wirken zu lassen und so mehr Besucher anzulocken.

Irawadi-Delfine - benannt nach dem Irawadi-Fluss in Myanmar - kommen in weiten Teilen Asiens vor. Sie leben vor allem in seichtem Brackwasser oder Flussmündungen, von Bangladesch über Thailand, Kambodscha und Laos bis zu den Philippinen. Die Art ist genetischen Untersuchungen zufolge nahe mit dem Orca verwandt und kann sich auf verschiedene Salzgehalte im Wasser gut einstellen.

In jedem ihrer Lebensräume aber ist die Soezies bedroht - und darum zum Symbol für die schwindende Artenvielfalt in Südostasien geworden. Befürchtet wird, dass der Irawadi-Delfin das Schicksal des Chinesischen Flussdelfins (Baiji) teilen könnte: 2002 starb das wohl letzte dieser Tiere im Jangtse-Fluss.

Die meisten der etwa 80 Irawadi-Delfine im Mekong leben in Kambodscha. Im Irawadi in Myanmar selbst gibt es vermutlich nur etwa 60 der Tiere. Die letzte ICUN-Zählung liegt allerdings schon mehr als zehn Jahre zurück, angenommen wird, dass die Zahl sich weiter verringert hat.

Die Tiere verfangen sich in den Flüssen in Fischernetzen, an den Küsten in Anti-Hai-Netzen und ertrinken. Bootsverkehr und Lärm, der Bau von Staudämmen und Flussregulierungsmaßnahmen, die Übernutzung der Fischbestände sowie die Wasserverschmutzung sind weitere Probleme. Eine der größten Gefahren sei die Elektrofischerei, erklärt die australische Umweltwissenschaftlerin Helene Marsh. «Die Grundursache ist Armut», betont sie. Die Menschen müssten fischen, um genug zu Essen zu haben.

Dass Südostasien derzeit eine der schlimmsten Trockenperioden seit langem erlebt, mache die Sache noch schlimmer, meint Chakrey Un von der Naturschutzorganisation WWF in Kambodscha. Sinkende Wasserstände treiben die Delfine noch näher an die Fischer heran. «Die Fische sammeln sich in den tieferen Stellen, aber dort leben auch die Delfine - sie könnten daher leicht in den Netzen der Fischer enden.» Versucht werde deshalb, den Fischern andere Fangmethoden näherzubringen oder ihnen Jobs in der Landwirtschaft zu vermitteln.

Große Gefahr droht auch von Staudämmen. Der von ihnen erzeugte Strom hält zwar die Wirtschaft in Südostasien am Laufen, zerstört aber auch die Lebensräume der Delfine - und die Tausender anderer Tier- und Pflanzenarten. Umweltschützer warnen etwa vor der Gefahr, die vom umstrittenen Don Sahong-Dammprojekt in Südlaos ausgeht. «Der Damm ist ein desaströses Projekt, das sich auf die letzten verbliebenen Irawadi-Delfine auswirkt und die Nahrungssicherheit für jene Millionen Menschen gefährdet, die von der Fischerei im Mekong abhängig sind», kritisiert der WWF. Aktivisten zufolge haben die Bauarbeiten trotz zahlreicher Proteste bereits begonnen.

Wie die Zukunft des Irawadi-Delfins aussieht und ob es dank der Bemühungen von Tierschützern und Experten noch eine Chance für die Art gibt, kann niemand sagen. Am Mekong habe die Zusammenarbeit zwischen der kambodschanischen Regierung und dem WWF Positives bewirkt, sagt Helen Marsh. Aber: «Ob diese Maßnahmen die Bestände im Mekong retten werden, weiß niemand.»
dpa
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