Zudem seien 79 Prozent der Fließgewässer durch
Ausbau «in ihrer Struktur deutlich bis vollständig verändert», wie es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen heißt, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Nur 6,6 Prozent der bewerteten Fließgewässer-Abschnitte sind nach EU-Kriterien ökologisch in gutem Zustand, gerade mal 0,1 Prozent in sehr gutem Zustand.
Obwohl sich die
Wasserqualität sehr verbessert habe und etwa Biber und Lachse zurückgekehrt seien, gehörten Gewässer und Auen weiter zu den bedrohten Lebensräumen in Deutschland, schreibt das Bundesumweltministerium. In Deutschland gibt es knapp 9.000 sogenannte Fluss-Wasserkörper, also von den Behörden festgelegte Abschnitte von Flüssen.
Laut
Umweltbundesamt (
UBA) sind die häufigsten Gründe für einen mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten Zustand Belastungen aus der Landwirtschaft, etwa mit Dünger oder Spritzmitteln, sowie eine Begradigung, Verbauung oder Unterbrechung durch Wehre.
«Bund und Länder müssen mehr für den Schutz der frei fließenden Flüsse tun», forderte die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen, Steffi Lemke. Flüsse seien «Lebensadern unserer Landschaft» und ein Schwerpunkt des Artenreichtums. Doch die biologische Vielfalt und das
Ökosystem Fluss seien «akut bedroht».
Von der Umweltstiftung
WWF hieß es in einer Stellungnahme, Deutschland betreibe bereits seit vielen Jahren Aderlass mit seinen Fließgewässern. «Der Zustand ist inzwischen deutschlandweit bedenklich bis kritisch», erklärte Diana Pretzell vom WWF Deutschland.
«Da mutet es geradezu paradox an, dass ausgerechnet jetzt die europäische Wasserrahmenrichtline, die Flüsse, Seen und unser
Grundwasser schützen soll, auf den Prüfstein der
EU-Kommission gelegt wird.»
Über 90 Prozent der deutschen Fließgewässer erfüllten die Ziele der Richtlinie nicht, hieß es vom WWF weiter. «Um es auf dem Papier einfacher zu machen, sollen nun die Vorgaben aufgeweicht werden», kritisierte Pretzell. Statt einer als Aufweichung getarnten Überarbeitung brauche es mehr Geld, mehr Personal und den politischen Willen, die praktische Umsetzung vor Ort angemessen durchzusetzen und auf Verstöße etwa durch Industrie oder
Landwirtschaft zu reagieren.