«Wir sind alle bedroht», sagt ein Junge mit Zahnlücken-Blick in die Kamera. Am Ende steht da ein kleines Mädchen: «Wir zählen auf euch.» «Voilà», kommentiert Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Freitag beim Start der Kampagne: «Das ist sehr klar.» Doch so einfach wie die Werbebotschaft ist es in der Realität eben nicht.
Auf Beamtenebene ist das Ringen um ein Weltklimaabkommen an Grenzen gestoßen. In der letzten offiziellen Verhandlungsrunde in Bonn gab es kaum Fortschritte, nach Einschätzung von Umweltorganisationen haben sich die Fronten bei kniffligen Punkten eher verhärtet. Und die Zeit drängt, in gut drei Wochen beginnt die UN-Konferenz. «Das braucht jetzt klare politische Führung», sagt deshalb der Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser.
Hinter verschlossenen Türen wollen die französischen Gastgeber nun genau das einfordern. Um die 60 Minister und Staatssekretäre reisen zu einem informellen Vortreffen nach Paris, alle Schlüsselländer sitzen mit am Tisch. Fabius spricht von «einer Art Generalprobe» für den Gipfel, der die Welt auf Klimaschutzkurs bringen und den Anstieg der weltweiten Temperaturen auf ein erträgliches Maß begrenzen soll.
Das Treffen sei sehr wichtig, sagt Oxfam-Klimafachmann Jan Kowalzig. «Die Positionen liegen noch sehr weit auseinander.» Die technischen Verhandlungsführer hätten stets klare Vorgaben aus ihren Hauptstädten, nur die Politik könne bei den Knackpunkten tatsächlich für Bewegung sorgen.
Auf fünf Seiten haben die Franzosen den anderen Delegationen die Streitpunkte aufgelistet. So ist noch nicht klar, welche Ziele genau ins Abkommen sollen: Schreibt die Weltgemeinschaft sich tatsächlich vor, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt komplett aus den fossilen Brennstoffen Kohle und Gas auszusteigen, wie es Umweltschützer fordern? Oder setzen sich Länder wie Saudi-Arabien durch und es reicht am Ende nur für ein weiches Ziel?
Unklar ist auch, ob die Europäer und andere sich mit ihrer Forderung durchsetzen können, dass die Länder künftig regelmäßig ihre nationalen
Klimaziele überprüfen und gegebenenfalls nach oben korrigieren müssen. Ein zentraler Punkt ist die Balance von Industrie- und Entwicklungsländern.
Wichtige
Schwellenländer wie China hatten sich zuletzt bewegt und ihre Bereitschaft zu schärferen Klimazielen erklärt. Dennoch gibt es weiter Streit: Der pakistanische Sicherheitsberater Sartaj Aziz betonte beispielsweise gerade beim Treffen hochrangiger Diplomaten aus Europa und Asien in Luxemburg, sein Land habe historisch gesehen nur sehr wenig zu den gesamten Treibhausgas-Emissionen beigetragen. «Deshalb können wir nicht die gleiche Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Wir müssen ein gewisses Entwicklungslevel erreichen, bevor wir unseren Teil beitragen können.» Daran knüpft unmittelbar die Frage nach Finanzhilfen für arme Staaten an.
«Alles hängt davon ab, dass man sich auf eine faire Verteilung der Pflichten zwischen den Ländern verständigt, die den heutigen Realitäten gerecht wird», betont Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Falls das Pariser Abkommen scheitere, wäre dies wohl der ausschlaggebende Punkt, meint er.
Dass Außenminister Fabius am Ende der dreitägigen Gespräche einen greifbaren Durchbruch verkünden kann, damit ist eher nicht zu rechnen. Aber es könnte den Boden bereiten. «Wenn wir ab sofort an diesen Querschnittsthemen arbeiten, werden wir von Beginn der Klimakonferenz an Fortschritte im gesamten Abkommen machen», hofft Fabius.