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13.07.2010 | 16:33 | Versäumnisse beim Umweltschutz  

UN werfen 3.000 Top-Unternehmen Raubbau an der Natur vor

London/München/Berlin - Die Vereinten Nationen haben die Wirtschaft weltweit zu einem verstärken Engagement für den Erhalt der Umwelt und der Artenvielfalt aufgerufen.

Regenwald
(c) proplanta

Andernfalls drohten den Konzernen hohe Verluste. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die am Dienstag in London bei einer globalen Konferenz für Artenvielfalt und Biodiversität vorgestellt wurde.

Unternehmen müssen sehr viel stärker in den Umweltschutz investieren, wenn sie auf lange Sicht Profit erwirtschaften wollten. «Wir erreichen nun eine Ära, in der die Verluste von Billionen von Dollar bei den natürlichen Ressourcen beginnen, die Märkte zu prägen und Bedenken bei den Kunden auslösen», sagte UN-Umweltchef Achim Steiner zu der vom UN-Umweltprogramm UNEP geförderten Untersuchung in London.

Nach Angaben der UN verursachen derzeit allein die 3.000 größten Unternehmen der Welt jährlich Umweltschäden in Höhe von 2,2 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro). In der «Süddeutschen Zeitung» warf Steiner den größten Konzernen der Welt schwere Versäumnisse vor. «Das natürliche Kapital der Welt wird im großen Stil vernichtet», warnte er.

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko steht laut den UN für weit mehr als die Probleme eines einzelnen Konzerns: Denn noch immer schenke die Wirtschaft weltweit dem Natur- und Artenschutz kaum Beachtung. «Der Raubbau an der Natur durch die Wirtschaft setzt sich seit Jahren ungebremst fort», kritisierte Steiner in der Zeitung.

Wildnis, Arten, Lebensräume und Ökosysteme verschwänden in nie dagewesenem Tempo. In vielen Konzernen gelte noch immer die Devise: Natürliche Ressourcen sind unerschöpflich. «Dabei müssen wir längst schmerzhaft spüren, dass das nicht mehr stimmt.» Eine aktuelle UNEP-Schätzung kommt zum Ergebnis, dass die Arten heute 100 Mal schneller aussterben, als es die Evolution vorgibt. In internationalen Großkonzernen zumindest in Westeuropa löst das laut der neuen Studie allerdings kaum Sorgen aus.

Von 1.100 Top-Managern fürchtet nur jeder Vierte, Artensterben und der Verlust ganzer Ökosysteme könnten das eigene Geschäft beeinträchtigen. Eine Ausnahme sind Lateinamerika und Afrika, wo jeweils rund die Hälfte der befragten Manager angab, der Verlust der Artenvielfalt und natürlicher Ressourcen könne zu Umsatzeinbußen führen. In Westeuropa waren es nur 20 Prozent. Der UN-Studie zufolge müssen sich die Unternehmen in Zukunft schon deshalb stärker auf den Ressourcen- und Artenschutz einstellen, weil ihnen sonst Kunden davonlaufen könnten.

Rund 80 Prozent der befragten Konsumenten gaben an, sie würden aufhören, Produkte einer bestimmten Firma zu kaufen, wenn diese unethisch handle. Die Grünen forderten drastische Konsequenzen. «Wir müssen mit klaren politischen Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass die Kosten der Umweltzerstörung nach dem Verursacherprinzip vor allem in den Geschäftsbüchern der Konzerne zu Buche schlagen, die dafür verantwortlich sind», sagte Grünen-Chefin Claudia Roth am Dienstag Handelsblatt Online. Roth regte einen Boykott von Raubbau-Konzernen an: Auch Verbraucherinnen und Verbraucher können mit ihrem Kaufverhalten unbelehrbaren Großkonzernen ein deutliches Stoppschild zeigen.

Oft seien es gerade Unternehmen des Mittelstandes, die im Unterschied zu vielen Großkonzernen erkannt hätten, dass sich nachhaltiges Wirtschaften langfristig für alle auszahlt. Auch der NABU forderte ein klares Umdenken und verstärktes Engagement der Wirtschaft für den Erhalt von Lebensräumen und Arten. «Wer die Natur schädigt, zerstört die Märkte der Zukunft. Natur und Arten zu erhalten, sollte daher im ureigenen Interesse eines Unternehmens liegen», sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke in einer Erklärung. Weitere Ergebnisse der seit 2007 laufenden UN-Untersuchung, die in Etappen veröffentlich wird, werden im Herbst erwartet. Dann soll auch eine Studie vorgestellt werden, die derzeit die Umwelt-Aktivitäten untersucht.  (dpa)

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