«Wenn sie langsam austritt, hat das keine Bewandtnis für den Rhein», sagte der Wissenschaftler der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz am Donnerstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Gerade beim derzeitigen
Hochwasser mit schneller Strömung würde sich die Säure im Fluss schnell verdünnen. «Ein paar Kilometer weiter wäre der Austritt schon nicht mehr messbar», sagte Keller. Bei St. Goarshausen war am Donnerstag ein Tankschiff mit rund 2.400 Tonnen Schwefelsäure an Bord gekentert.
Anders sehe die Lage aus, wenn das Schiff auseinanderbreche. «Das wäre ein richtiges Problem», sagte Keller. Wenn die gesamte Ladung auf einmal in den Rhein austrete, würde sich das Wasser sehr schnell und sehr stark erhitzen. «Das könnte dazu führen, dass der Rhein an dieser Stelle sogar kocht», sagte der Experte, der bei der BfG zuständig ist für das Monitoring der Wasserqualität. Möglich seien dann Verpuffungen und Rauchentwicklung. «Dies wäre gefährlich für die Leute, die mit der Bergung des Schiffes beschäftigt sind.» Zudem könne der Austritt lokal zu einem Fischsterben führen.
Wenn Schwefelsäure mit Wasser in Verbindung komme, gebe es eine Reaktion, bei der sehr viel Wärme frei werde. Die extreme Erhitzung an jener Stelle im Rhein sei aber nach einer halben Minute wieder vorbei, sagte der Chemiker. Die Säure würde sich schnell im Fluss verdünnen. Das Hochwasser sei hier sogar hilfreich. Den Fall, dass das Schiff auseinanderbricht, hielt Keller aber für unwahrscheinlich. (dpa)