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14.05.2007 | 13:22 | CO2-Emissionen 

Klimaschutz durch Pflugverzicht

Hohenheim - Durch kostengünstige Maßnahmen könnte die Landwirtschaft in Baden-Württemberg bis zu 10 Prozent der CO2-Emissionen vermindern.

Pflugverzicht
(c) proplanta
Weit über eine Mio. Tonnen CO2 ließen sich jährlich in baden-württembergischen Ackerkrumen speichern. Die Lösung: Bauern sollten auf den Pflug verzichten. Das Speicherpotenzial der Böden könnte etwa ein Zehntel der jährlichen CO2-Reduktion aufnehmen. Genau die CO2-Menge, die sich Baden-Württemberg in seinem Umweltplan bis zum Jahr 2010 als Reduktionsziel gesetzt hat. Für Landwirte entstehen für diese Maßnahme unterm Strich kaum zusätzliche Kosten. Das ist eines der Abschlussergebnisse der Fachtagung auf der rund 70 Experten an der Universität Hohenheim über nachhaltige und kostengünstige Maßnahmen zum Klimaschutz im Ackerbau diskutierten.

Im Land könnte durch Pflugverzicht ein Hektar Ackerland der Atmosphäre jährlich rund 1,2 Tonnen CO2 entziehen. Dies entspricht dem mittleren CO2-Ausstoß eines Neuwagens auf rund 7300 km. Gleichzeitig müsse kein Bäcker darum bangen, kein Korn mehr für Brot zu bekommen: "Der Pflug lässt sich inzwischen problemlos durch Direktsämaschinen ersetzen, die die Samen ohne Ackerfurchen in die Pflanzenreste aus dem Vorjahr einsäen", sagt Prof. Dr. Karl Stahr vom Institut für Bodenkunde und Standortslehre der Universität Hohenheim Wandeln die Landwirte ihr Ackerland in Grünland um, ließen sich sogar bis zu 4,9 Tonnen CO2 jährlich je Hektar Landfläche speichern. Eine ähnliche Leistung könnte ein Moor wie das Langenauer Ried bei Ulm erbringen, wenn man es wieder einstaut.

"Es sind einfache, schnelle Maßnahmen, durch die wir vor allem Zeit gewinnen, bis technische Lösungen greifen", sagt Prof. Dr. Stahr. Gleichzeit leistet der Pflugverzicht oder die Anlage von Grünland auch erheblich Positives in den Bereichen Bodenschutz, Hochwasserschutz, Grundwasserschutz und Energieeinsparung. Rund 100 Jahre lang könnten Böden so zum Klimaschutz beitragen. Dann sei ihre natürliche Speicherkapazität allerdings erschöpft.

Zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Biochemie Jena und der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg hat die Hohenheimer Arbeitsgruppe gezielte Untersuchungen auf einzelnen Feldern bis hin zur globalen Entwicklung der Kohlenstoffspeicherung in Böden durchgeführt. "Weltweit ist in Böden mehr als dreimal soviel Kohlenstoff gespeichert wie in der Atmosphäre, sagt Prof. Dr. Stahr. Global gesehen geben die Böden derzeit jedoch CO2 an die Atmosphäre ab, was an der produktivitätssteigernden Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten liegt. "Durch den Pflugverzicht können wir diesen Trend zum Positiven umkehren."

Weitere Möglichkeiten des Klimaschutzes identifizierten die Hohenheimer Forschungsarbeiten der Arbeitsgruppe von Herr Prof. Dr. Zeddies vom Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim in der Nutzung landwirtschaftlicher Ressourcen zur Produktion von Strom, Wärme und Treibstoffen aus Biomasse. Auf bisher stillgelegten Flächen von etwa 40 000 ha und auf bis zu 200 000 ha Ackerfläche, auf denen die Landwirte bisher Getreide angebaut haben, könnte man zur Produktion von Biogas, Biodiesel und Bioethanol nutzen. Zukünftig könnte von diesen Flächen auch das Stroh in der Wärmenutzung oder zur Herstellung von synthetischem Kraftstoff fossile Brennstoffe ersetzen. Bei zusätzlicher Nutzung dieser Möglichkeiten könnte die Landwirtschaft in Baden-Württemberg mit bis zu 6 Mio. t, das sind fast 10 Prozent der Gesamtemissionen, zur Minderung der CO2-Emissionen beitragen.

Baden-Württemberg, als eines der waldreichsten Länder Deutschlands, hat in den letzten Jahrzehnten durch die Art des Waldbaus jährlich etwa 5 Mio. t CO2 in der Waldbiomasse akkumuliert und durch Nutzung der Holzprodukte an Stelle von Stahl und anderen fossilen Energien vermieden. Herr Dr. Hartebrodt von der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg hat Maßnahmen aufgezeigt, die positiven Beiträge des Waldes zum Klimaschutz noch zu erhöhen. (PM)
 
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