«Europas Schutzbemühungen für seine Meere sind noch immer mangelhaft», teilte WWF-Experte Stephan Lutter am Dienstag in Hamburg mit. Die meisten Staaten hinkten den Zielen zur Ausweisung von Schutzgebieten in Nordsee und Atlantik hinterher - obwohl die Frist zur Umsetzung Ende 2008 verstrichen sei. Mit der Naturschutz- Richtlinie der Europäischen Union - der Flora-Fauna- Habitat- Richtlinie (FFH) - haben sich die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, Arten und Lebensräume auch auf See zu schützen.
Außer Deutschland - die Bundesrepublik hat rund 30 Prozent von Nord- und Ostsee unter Schutz gestellt - verfehlten alle europäischen Staaten die Vorgaben, kritisierte der WWF. «Vielen Ländern fehlt offensichtlich der politische Wille, oder sie geben dem wachsenden Druck der Fischerei- oder Offshore-Lobby nach.» Der Verband forderte, auch in anderen Regionen - wie Ostsee oder Mittelmeer - ein umfassendes Netz an Schutzgebieten auszuweisen. Im irischen Galway tagt derzeit eine Konferenz zu Meeresschutzgebieten der EU-Staaten.
Als größte Gefahren für das Ökosystem Nordsee sieht die WWF-Studie Fischereipraktiken wie den Einsatz von Grundschleppnetzen, Offshore- Anlagen, Sand- und Kiesabbau sowie intensiven Schiffsverkehr. So seien in Dänemark und den Niederlanden zahlreiche Riffe von Grundschleppnetzen der europäischen Fischereiflotte bedroht, hieß es. In britischen Gewässern sollen laut
WWF nur kleine Riff-Parzellen unter Schutz gestellt werden. Die britische Regierung weigere sich zudem, Gebiete für Delfine und Schweinswale auszuweisen. (dpa)