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30.09.2011 | 03:01 | Klimawandel und Biodiversität 

Politik soll sekundäre Auswirkungen des Klimawandels auf Biodiversität stärker berücksichtigen

Leipzig - Die primären Effekte des Klimawandels auf das Wasser sind offensichtlich: Gletscherschmelzen, Anstieg des Meeresspiegels sowie zunehmende Dürren und Überschwemmungen.

Arktis
(c) proplanta
Die schwieriger zu erfassenden sekundären Effekte bringen jedoch oft ähnlich gravierende Probleme für die biologische Vielfalt mit sich, und damit auch für die Gesellschaft. Beispielsweise entstehen neue Verbreitungsgebiete für nicht heimische wassergebundene Arten wie die Tigermücke, die tropische Krankheiten überträgt. Der Zwischenruf Wasser - Achtung! der Leibniz-Gemeinschaft hebt diese Sekundäreffekte des Klimawandels hervor. Im NeFo-Interview betonen die Hauptautoren ihre Botschaft an die politischen Entscheider.

„Wir werden uns an tropische Blaualgen, Mückenarten, die potentiell Krankheiten übertragen, und an antibiotikaresistente Mikroorganismen gewöhnen müssen." meint Prof. Dr. Klement Tockner, Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei IGB im NeFo-Interview zum Zwischenruf. Die Biodiversität zu erhalten und zu fördern sei dabei eine der wichtigsten Aufgaben, denn intakte, artenreiche Gewässer seien der beste Schutz gegen unerwünschte Krankheitserreger.

Nicht nur auf die wärmeren Erdregionen, auch auf Deutschland kommen durch den globalen Wandel enorme Probleme zu, von denen viele noch nicht ausreichend Beachtung durch Politik und Medien finden. Wie soll etwa der verstärkte Anbau von Biomasse für energetische und stoffliche Nutzung bei zunehmender Trockenheit in den Sommermonaten und häufigeren Extremereignissen langfristig funktionieren? Die primären Effekte des globalen Wandels wie Dürren und Überschwemmungen sind bereits im öffentlichen Bewusstsein verankert. Doch dahinter stehen oft sekundäre Effekte, Rückkoppelungen und unerwartete Nebenwirkungen, die Ökosysteme beeinflussen und beeinträchtigen können. Auf diese Effekte möchte der aktuelle Zwischenruf (1/2011) der Leibniz-Gemeinschaft aufmerksam machen.

Dabei geht es nicht nur um das Trinkwasser und die Biodiversität in den Flüssen und Seen, sondern auch um neuartige Krankheitserreger, Nahrungssicherung und Hochwasserschutz. Die neuen Klimabedingungen erfordern veränderte Rahmenbedingungen für Versicherungen und Industrieproduktion ebenso wie eine Koordination von Raumplanung und Wasserwirtschaft.

„Die Politik kann nur dann wirksame Entscheidungen treffen, wenn die Probleme klar benannt werden." gibt Prof. Dr. Hubert Wiggering, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung ZALF im Brandenburgischen Müncheberg, im selben Interview zu bedenken. Der neue Zwischenruf richtet sich deshalb in erster Linie an Entscheider in Politik und Verwaltung, dient aber genauso als Informationsquelle für die interessierte Öffentlichkeit. (NeFo)
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