Das vergangene Jahrzehnt sei das heißeste der vergangenen 160 Jahre gewesen, erklärte die WMO am Dienstag beim UN-Klimagipfel in Durban. Pakistan, Guatemala und Kolumbien haben einer Studie der Organisation Germanwatch zufolge 2010 am meisten unter den Folgen des Klimawandels gelitten. Die Chinesen betonten, sie betrachteten sich keineswegs als den schlimmsten Klimasünder der Erde.
Das Jahr 2011 wird nach Angaben der WMO zwar lediglich als zehntwärmstes Jahr in die moderne Klimageschichte eingehen. Die Wissenschaftler verwiesen allerdings darauf, dass 2011 das heißeste Jahr mit einem sogenannten La-Niña-Effekt war, der stets eine relativ kühlende Wirkung habe. Die 13 wärmsten Jahre seit Beginn der modernen Klimaerfassung im Jahre 1850 lagen nach Angaben der Organisation alle in den vergangenen 15 Jahren.
Das Ausmaß des arktischen Eises sei 2011 am zweitniedrigsten in der jüngeren Geschichte gewesen, heißt es in dem am Rande der UN-Klimakonferenz in Durban veröffentlichten Report. Gemessen am Volumen habe das Eis allerdings einen Minusrekord erreicht.
Wissenschaftlich betrachtet gebe es keinen Zweifel daran, dass die Erde sich durch menschlich verursachte Entwicklungen erwärme, betonte der Generalsekretär der WMO, Michel Jarraud. «Die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre hat neue Höchstwerte erreicht.»
Pakistan, Guatemala, Kolumbien und Russland seien 2010 am stärksten von den Folgen Klimawandels heimgesucht worden, so die Organisation Germanwatch. Ihr Klima-Risiko-Index basiert maßgeblich auf Daten des Rückversicherers Munich Re und bezieht unter anderem die Zahl der Toten pro 100.000 Einwohner sowie den wirtschaftlichen Schaden ein.
Die
Hitzewelle in Russland 2010, bei der 55.000 Menschen starben, war nach einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine Folge der Erderwärmung.
China, der weltgrößte Kohlendioxid-Emittent, liegt wegen
Überschwemmungen und anderer Extremwetter-Ereignisse auf Platz 9. Deutschland landete auf Platz 46.
Die Chinesen wehrten sich in Durban dagegen, an den klimapolitischen Pranger gestellt zu werden. Es sei unangemessen, China als größten Produzenten von CO2-Emissionen zu beschuldigen, sagte der Vizeleiter der chinesischen Delegation, Su Wei, in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des chinesischen Informationszentrums. Wenn es beispielsweise um die Emissionsmenge pro Kopf gehe, sei China nicht mehr «Weltmeister» der CO2-Emission.
China müsse seine Wirtschaft entwickeln, um die Armut zu bekämpfen und den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.
Von Überschwemmungen waren vor allem Pakistan, Kolumbien und der Wüstenstaat Oman (Platz 6) betroffen. In Pakistan kämpften 84 der 121 Distrikte mit dem Wasser, mehr als 1700 Menschen starben. Guatemala und Honduras (Platz 5) liegen wegen Hurrikan-Schäden auf den vorderen Rängen.
Insgesamt starben dem Bericht zufolge in den vergangenen 20 Jahren mehr als 710.000 Menschen an den direkten Folgen von 14.000 Wetterextremen. Den Langzeitindex (1991 bis 2010) der am stärksten betroffenen Länder führt erneut Bangladesch an, gefolgt von Birma und Honduras. Auf dieser Liste befindet sich nur ein Industriestaat unter den ersten 20 Ländern und zwar auf Platz 18 Russland infolge der Hitzewelle 2010.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel bezeichnete den Kampf gegen den
Klimawandel als eine zentrale Entwicklungsaufgabe. Allerdings dürfe
Klimaschutz den Menschen nicht die Chancen auf Entwicklung aus der Armut nehmen, sagte Niebel am Montag bei einer Konferenz im südkoreanischen Busan.
Der 18. UN-Klimagipfel findet im kommenden Jahr zwischen dem 26. November und dem 7. Dezember in Katar statt. (dpa)