Die Führungsriege in London will deshalb den britischen Energiekonzern kräftig umbauen. Zwei Dinge stehen nach dem Desaster im
Golf von Mexiko im Vordergrund: Sicherheit für die Produktion und Sicherheit für die Investoren.
Der britische Energiekonzern
BP ist wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in die roten Zahlen gerutscht und hat fast 5 Milliarden Dollar Verlust gemacht. Während die Ölbranche boomt und der größte Konkurrent ExxonMobil 2010 sagenhafte 30 Milliarden Dollar Gewinn präsentierte, stand bei BP unterm Strich ein Minus von 4,9 Milliarden US-Dollar (3,6 Mrd Euro). 2009 hatte BP noch 13,96 Milliarden Dollar Gewinn verbucht. Konzernchef Bob Dudley kündigte am Dienstag in London für 2011 «ein Jahr der Erholung und der Konsolidierung» an.
«2010 wird zurecht als Jahr des tragischen Unfalls und des ausgelaufenen Öls in Erinnerung bleiben», sagte der BP-Chef. Eine durchgreifende Sicherheitskonzeption soll ähnliche Vorfälle künftig vermeiden. «BP hat seine Lektion gelernt», sagte Dudley, fügte aber auch hinzu: «All das kann die elf Menschen nicht wieder lebendig machen.»
Die Kosten für das Öldesaster im Golf von Mexiko bezifferte BP insgesamt auf knapp 41 Milliarden US-Dollar. Im April vergangenen Jahres waren bei der Explosion der Plattform Deepwater Horizon elf Menschen ums Leben gekommen und 4,9 Millionen Barrel Öl (1 Barrel gleich 159 Liter) ins Meer gelaufen.
Dudley will zwar am Öl als Haupterlösquelle festhalten, die Ausrichtung von BP aber kräftig ändern. Der Energiebedarf werde bis 2030 weiter kräftig steigen, die Nachfrage komme vor allem aus Nicht- OECD-Ländern, wie China und Indien. Der US-Amerikaner bekräftigte aber, BP werde sich nicht aus dem US-Geschäft verabschieden. «Wir stehen voll dahinter, in den USA tätig zu sein», sagte Dudley. Weltweit will BP im laufenden Jahr 20 Milliarden Dollar investieren, davon nur eine Milliarde in erneuerbare Energien.
Ein Teil der künftigen Investitionen wird ins Russland-Geschäft fließen, wo BP mit dem Staatskonzern Rosneft die Ölvorkommen im Nordpolarmeer ausbeuten will. Allerdings sind die Aktionäre der bisherigen russischen BP-Beteiligung TNK-BP nicht erfreut. Sie wollen eine Dividendenzahlung in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar einfrieren. Der Fall ist inzwischen in London vor Gericht. «Das ist ein kaufmännisches Problem, das werden wir kaufmännisch lösen», sagte Dudley.
«Wir haben aber auch keine Angst Teile abzugeben, wenn das die beste Lösung ist», sagte Dudley. BP hatte kurz zuvor erklärt, die Hälfte seiner Raffinerie-Aktivitäten in den USA abzugeben. Zwei Raffinerien in den Bundesstaaten Texas und Washington sollen bis 2012 losgeschlagen werden. Insgesamt stehe BP aber weiter zum Raffinerie- Geschäft, auch wenn die Gewinnmargen in dieser Sparte in den letzten Jahren immer kleiner geworden seien. «Wir sind interessiert an Raffinerien in Asien», sagte Dudley.
Die Investoren sollen durch eine langfristige Firmenstrategie mit einer soliden Bilanz beruhigt werden. Es werde auch wieder vierteljährliche Dividenden für die Aktionäre geben. Für das abgelaufene vierte Quartal sollen die Anteilseigner bereits eine Ausschüttung von sieben Cent je Aktie erhalten. Dudley bezeichnete das als «gesund».
Denn trotz der Belastungen aus der Ölkatastrophe hatte BP in den letzten beiden Quartalen des Geschäftsjahres 2010 dank der gestiegenen Ölpreise bereits wieder Gewinn gemacht. Für das vierte Quartal verbuchte der Konzern einen Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten - darin sind Ölpreisschwankungen eingerechnet - von 4,6 Milliarden Dollar nach 3,5 Milliarden im Jahr zuvor. Konkurrent ExxonMobil verdiente dagegen allein im Schlussquartal 9,3 Milliarden Dollar. (dpa)