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14.09.2013 | 18:32 | Spirituosenindustrie 

Deutsche Schnapsbrenner entdecken Gin für sich

Stuttgart - Die einen trinken Gin am liebsten mit Tonic, wieder andere ordern ihn als Martini.

Spirituosenindustrie
(c) proplanta
Egal, in welcher Form er serviert wird: In jüngster Zeit wird das Wacholdergetränk immer häufiger auch in Deutschland hergestellt. Hiesige Schnapsbrenner wittern ein Geschäft mit der Spirituose, die lange Zeit vor allem mit Großbritannien und dem Lieblingsgetränk der Queen in Verbindung gebracht wurde.

«Da Gin in den letzten Jahren auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, lag es für uns nahe, an einer Rezeptur zu arbeiten», erklärt Christian Hagl, Vertriebsleiter der Sünner Brauerei in Köln. Sünner ist zwar vor allem als älteste Kölsch-Brauerei der Welt bekannt - hat seit Anfang 2012 in der hauseigenen Brennerei aber auch einen Gin im Portfolio.

«Insgesamt hat der Gin-Markt in Deutschland in den letzten zehn Jahren erst richtig Fahrt aufgenommen», erklärt Hagl. Das hätten auch andere deutsche Brennereien mittlerweile erkannt.

Von Berlin über den Schwarzwald bis hinunter nach München gibt es mittlerweile Brenner - zumeist kleine Manufakturen - die neue Sorten auf den Markt gebracht haben. Bekanntheit erlangte jüngst vor allem der Schwarzwälder Gin Monkey 47, der 2011 den Titel «Bester Gin der Welt» abstaubte.

Der Schnaps - der in einer braunen Apothekerflasche und mit einem Affen als Logo verkauft wird - wird mittlerweile in 25 Ländern vertrieben. Im kommenden Jahr soll das Schwarzwald-Destillat auch in den USA auf den Markt kommen, wie Geschäftsführer Alexander Stein ankündigt. 2008 starteten er und sein Compagnon mit 5.000 Flaschen im Jahr. Zuletzt war die Zahl 30 Mal so hoch.

«Die Idee der Rezeptur basiert auf regionalen Zutaten», sagt Stein. Etwa ein Drittel der 47 beigefügten Pflanzen stamme aus dem Schwarzwald - darunter Fichtensprossen, Preiselbeeren, Holunderblüten, Schlehen und Brombeerblätter. Das kommt vor allem im Ausland gut an: Der Umsatz in Deutschland macht mittlerweile noch 30 Prozent des Geschäfts aus, wie Stein erzählt.

Die Regionalkarte spielen auch andere deutsche Gin-Brenner. Zuletzt brachte der Berliner Vincent Honrodt einen Berlin Dry Gin auf den Markt, der unter anderem Gurke und Waldmeister enthält. Die Zutaten des Schnapses, der per Schwarmfinanzierung ermöglicht wurde, kommen von einem Berliner Biohof.

Zwei frühere Geschichtsstudenten wiederum brennen in der Bier-Hauptstadt München einen neuen Gin - und reichern ihn mit Hopfen und Malz an. Ende 2008 starteten die beiden Macher mit ihrem The Duke Gin. Inzwischen haben sie ein zehnköpfiges Team - und können vom Geschäft damit leben.

«Mittlerweile ist eine Art Gin-Hype eingetreten», sagt Ulf Neuhaus, Präsident der Deutschen Barkeeper-Union. In Berlin gebe es beispielsweise eine Bar, die ausschließlich verschiedene Sorten Gin und Tonic im Angebot habe. Kunden hätten mittlerweile nämlich durchaus eigene Vorstellungen, welche Kombination sie bevorzugten. «Es ist schon so, dass die Gäste zielgerichteter bestellen», sagt er.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nach Angaben vom Bundesverband der Spirituosenindustrie insgesamt mehr als 5 Millionen Flaschen Gin verkauft. Im Vergleich zur beliebtesten Spirituose hierzulande - dem Wodka - ist das allerdings vergleichsweise wenig: Davon gingen 65,6 Millionen Flaschen über die Theke.

Das Geschäft in Deutschland sei noch mühselig, sagt Holger Frey, Geschäftsführer der Gansloser Destillerie, die auf der schwäbischen Alb Brände, Geiste und Liköre herstellt. «Ein Markt existiert definitiv und er wächst kontinuierlich.» Im April 2011 hat Gansloer auch einen Gin ins Portfolio aufgenommen. Gansloser vertreibt seinen Black Gin vor allem auch international - nur jede sechste Flasche wird hierzulande verkauft.

«Generell lässt sich sagen, dass aktuell der ganze Globus um den Hype um das Produkt Gin einsteigt», sagt Frey. Zwei Jahre nach dem Start macht er bei Gansloser bereits 40 Prozent des Umsatzes aus. (dpa)
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