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17.12.2007 | 12:49 | BBA-Veranstaltung 

Fachgespräch zur Feuerbrandbekämpfung an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

Braunschweig - Im Jahr 2007 schlug er wieder zu, der gefürchtete Feuerbranderreger, Erwinia amylovora.

Apfelbaum
(c) proplanta
Im süddeutschen Raum führte die ungewöhnlich warme und trockene Witterung im April während der Blüte zu einem enormen Befall von Kernobstgehölzen, vor allem Äpfeln. Die Situation in Österreich und der Schweiz war vergleichbar. Die teils Existenz bedrohenden Probleme wurden beim Fachgespräch „Feuerbrandbekämpfung“ am 11. und 12. Dezember 2007 an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Dossenheim diskutiert. Die Obstbauverbände und Behörden aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz tauschten ihre Erfahrungen mit Imkern, Wissenschaftlern und Medizinern aus.

Wichtige Themen waren Maßnahmen zur Verhinderung und Bekämpfung des Feuerbrands unter Verzicht auf das Antibiotikum Streptomycin, dem bisher einzig wirksamen Mittel. Die mit dem Einsatz von Antibiotika sowie mikrobiologischen Präparaten verbundenen möglichen Risiken für die Umwelt und den Menschen wurden genauestens unter die Lupe genommen.  

Trotz der von den Experten empfohlenen Maßnahmen kam es im Gegensatz zu den Vorjahren zu einem massiven Befall im Jahr 2007. Überdurchschnittlich hoch war der Befall nicht nur in den Erwerbsobstanlagen, sondern teilweise auch flächendeckend in Streuobstbeständen und in ökologisch bewirtschaftenden Anlagen. Es traten nicht nur Erstinfektionen der Blüte auf, sondern im Sommer bis in den Herbst hinein Sekundärinfektionen von Trieben und Verletzungen durch Hagel. Mit einem entsprechend hohen Infektionsdruck muss für 2008 gerechnet werden.  

Die fast 100 Teilnehmer aus Bundes- und Landesbehörden, Vertretern des konventionellen und ökologischen Obstbaus, des Verbraucherschutzes, der Imkerei sowie der Human- und Veterinärmedizin trafen sich im Institut für Pflanzenschutz im Obstbau der BBA. Sie diskutierten vor allem den Verzicht auf die Anwendung antibiotikahaltiger Pflanzenschutzmittel bei der Bekämpfung des Feuerbrands. Eine erste Strategie mit einem Bündel von Aufgaben für Forschung und Praxis war im Jahr 2003 auf breiter Basis abgestimmt und bisher jährlich weiter entwickelt bzw. angepasst worden. Jetzt galt es Resümee zu ziehen, damit gerade in Anbetracht des sehr hohen Infektionsrisikos wichtige Weichen für Forschung, Praxis und Verbraucher gestellt werden können.  

„Trotz weltweit intensiver Forschungen und erster Erfolg versprechender Ergebnisse ist es bisher nicht gelungen, auf antibiotikahaltige Pflanzenschutzmittel zur Feuerbrandbekämpfung, wie „Streptomycin“, für den Notfall zu verzichten“, so Prof. Dr. Wilhelm Jelkmann von der BBA. Die möglichen Risiken zur Verbreitung von Resistenzgenen in der Umwelt werden laut Untersuchungen der Universität Freiburg  als gering eingeschätzt. Auswirkungen für die Humanmedizin sind nicht zu erwarten.

Dennoch bleibt es zukünftig wichtiges Ziel, möglichst rasch keine Mittel aus dieser Wirkstoffgruppe mehr anzuwenden, waren sich die Teilnehmer des Fachgesprächs einig. Nur sollen – auch in Anbetracht der hohen finanziellen Verluste, die allein in Baden-Württemberg in diesem Jahr mehr als 3 Millionen Euro betrugen – Ausnahmen unter sehr restriktiven Bedingungen erlaubt sein, wenn „Gefahr im Verzuge“ nachgewiesen ist. Ein weiteres derartiges Feuerbrandjahr ist für Obstbauern kaum zu verkraften, so Gerhard Kneib, der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Obstbau.  

Die Teilnehmer des Fachgesprächs stimmten darin überein, dass weitere innovative Forschungen langfristig zur Problemlösung beitragen sollten. Bis dahin muss die Krankheit in Deutschland und den benachbarten Ländern in Abstimmung mit allen Betroffenen beherrschbar sein. (PD)


Hintergrundinformation Feuerbrand
Verursacht durch das Bakterium Erwinia amylovora wurde die Feuerbrandkrankheit erstmals 1780 in den USA beobachtet; 1971 wurde der Erreger in Deutschland in Schleswig-Holstein nachgewiesen. Er breitete sich von dort aus in Richtung Westen und Süden aus. Heute ist der Erreger in Deutschland endemisch und nicht mehr ausrottbar. Wie groß der Befall in einem Jahr ist, hängt vor allem von den Witterungsbedingungen während der Blüte ab.
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