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06.04.2008 | 15:29 | Weltgesundheit 

60 Jahre Weltgesundheitsorganisation - Erfolge, aber kein Jubel

Genf - Seit nunmehr 60 Jahren kämpft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das Wohl der Menschheit.

60 Jahre Weltgesundheitsorganisation
(c) WHO
Am 7. April 1948 trat die Verfassung der UN-Organisation in Kraft. Nach sechs Jahrzehnten ziehen die Verantwortlichen am Genfer Hauptquartier jetzt zwar eine positive Bilanz, zum Jubeln besteht aber wohl kein Anlass. Die globalen Anstrengungen der Organisation selbst spiegeln sich auch in ihren Mitarbeiterzahlen wider: Standen vor zehn Jahren noch 4.000 Menschen im Dienste der Weltgesundheit, so hat sich deren Zahl bis heute mehr als verdoppelt. Sie arbeiten in 147 Ländern.

Die Gründung der WHO hatten Brasilien und China 1945 bei einer UN- Konferenz in San Francisco vorgeschlagen. Eine internationale Gesundheitstagung nahm am 22. Juli 1946 in New York die WHO-Satzung an, die fast zwei Jahre später in Kraft trat. Ihr Ziel: Das Erreichen eines Höchstmaßes an Gesundheit für alle Völker der Erde. Ihre Auffassung: «Gesundheit ist ein Zustand von komplettem physischem, geistigem und sozialem Wohlbefinden und nicht lediglich das Fehlen von Krankheit oder Schwäche.» Margaret Chan, seit November 2006 Generaldirektorin der WHO, ergänzt: «Unsere Hauptfürsorge muss den benachteiligten und verletzlichen Gruppen gelten.»

Dafür steht der Organisation in diesem und im nächsten Jahr ein Etat von 4,2 Milliarden US-Dollar (2,7 Milliarden Euro) zur Verfügung. Die Gesundheit hängt laut WHO von zahlreichen Faktoren ab: Wirtschaft, Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit, Sozialgefüge und Bildung, aber auch Handel, Energie oder Verkehr. Beschäftigte sich die WHO in ihren Anfangsjahren noch vorwiegend mit dem Kampf gegen Epidemien, strebt sie nun Verbesserungen in allen Bereichen an.

Damit kommt ihr nach eigenem Verständnis eine weitaus größere Rolle zu als nur die Überwachung der Ausbreitung von Krankheiten oder Schutzimpfungen. Es geht der Organisation auch um die Stärkung der Gesundheitssysteme in den einzelnen Ländern und Regionen. Dieser Standpunkt findet nicht überall einen gleich positiven Widerhall, da die WHO damit auch in nationale Befindlichkeiten eingreift.

Mit der Chinesin Chan, die vor ihrem Amt in Genf den ersten Vogelgrippeausbruch 1997 sowie die Lungenkrankheit SARS in Hongkong 2003 überwachte, wurden weitere Gesundheitsprogramme gestartet. Die WHO setzt weltweite Standards zum Beispiel für Medikamente oder Trinkwasserqualität und erforscht die Zusammenhänge zwischen Umwelt, Klimawandel und Gesundheit. Schon Chans Vorgängerin, die Norwegerin Gro Harlem Brundtland, hatte versucht, das Image der Organisation gründlich aufzupolieren.

Unter der zehnjährigen Führung des umstrittenen Japaners Hiroshi Nakajima war der WHO zuvor vor allem Missmanagement und Inkompetenz vorgeworfen worden. Viele Hilfsorganisationen hatten in dieser Zeit ihre eigenen Gesundheitsprogramme aufgelegt. Anstatt die Führungsrolle bei der Aids-Bekämpfung zu beanspruchen, ließ Nakajima die Einrichtung einer neuen Behörde (UNAIDS) zu, an der die WHO bis heute nur als eine von vielen Organisationen beteiligt ist.

Dennoch kann die WHO auf bemerkenswerte Erfolge zurückblicken; der spektakulärste war die Ausrottung der Pocken 1980. Ohne das umfangreiche Impfprogramm wären bis heute weitere 40 Millionen Menschen an Pocken gestorben. Bis Ende 2008 sollte die Kinderlähmung ausgerottet sein - ein Ziel, das nicht mehr erreicht werden kann.

Die WHO überwacht die Meldepflicht ansteckender Krankheiten und initiiert die Entwicklung neuer Impfstoffe, wie beim Auftauchen der Vogelgrippe in Hongkong. Ihrer Befürchtung, dass eine weltweite Epidemie (Pandemie) ausbrechen könnte, wenn ein neuer Virus-Subtyp aufträte, der Menschen infizieren und sich von Mensch zu Mensch ausbreiten kann, setzt sie ihre ganze internationale Vernetzung - auch mit Pharmakonzernen - entgegen. Gegenwärtig breitet sich das aggressive H5N1-Virus noch nicht von Mensch zu Mensch aus, aber bisher sind schon 238 Menschen an der Vogelgrippe gestorben.

Als großer Erfolg wird das noch von Brundtland initiierte erste WHO-Rahmenübereinkommen zur Gesundheitsvorsorge angesehen, die 2003 verabschiedete Anti-Tabak-Konvention. Die WHO muss aber auch hier einräumen, dass von den bisher 150 Teilnehmerstaaten nicht ein einziger alle geforderten Maßnahmen zur Kontrolle des Tabakkonsums, wie Steuererhöhungen oder rauchfreie Zonen, erfüllt hat. (dpa)
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