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Bester Hirschrufer: «Waldläufer» aus dem Harz röhrt wie ein Hirsch
Am Ende ist es Hans-Günter Schärf, ein Laie eigentlich, der den Titel des besten deutschen Hirschrufers am Freitag mit nach Hause in den Harz nimmt. Der Weg zur Deutschen Meisterschaft war nicht einfach. Manch erfahrener Teilnehmer verzweifelt an den Anforderungen.
So kann zum Beispiel Immo Ortlepp, ein routinierter Hirschrufer aus dem niedersächsischen Wedemark, nur ungläubig lachen, als die Jury eine Zwischenwertung bekanntgibt: «Das gibt's doch nicht», grummelt er und lässt die Jägermütze zu Boden segeln. Er ist nicht der Einzige, der am Freitag in den Dortmunder Westfalenhallen an der zweiten Disziplin der Hirschrufer-Meisterschaften verzweifelt.
Den «jungen suchenden Hirsch» stimmlich nachzuahmen - das gilt unter den Hirschrufern als «Todesdisziplin» und gelingt auch heute nicht vielen der 18 Teilnehmer wirklich gut.
Die Hirschrufer-Meisterschaften finden seit 1998 immer während der Messe «Jagd & Hund» statt. Seit Jahrhunderten, sagen die Veranstalter, gehöre die Lock- und Rufjagd zum jagdlichen Handwerk. Indem die Jäger die Stimmen der Tiere nachahmen, locken sie den Hirsch an - nicht nur, um ihn zu erlegen, sondern auch, um erst einmal seine Verfassung einschätzen zu können.
Bei der ersten Disziplin hat sich das Favoritenfeld bereits in Stellung gebracht, die ersten guten Wertungen eingefahren. Die «Stimme des Platzhirsches beim Kahlwildrudel» gilt als einfacher zu meistern. Die meisten der Teilnehmer haben dafür zum Eifelhirschruf gegriffen, einem Instrument, das aus verschiebbaren Röhren aus Holz oder Bakelit besteht. Nur wenige benutzen die exotischen Tritonschneckengehäuse oder bearbeitete Rinderhörner.
Einer, der auf das Rinderhorn setzt, ist Schärf - und er trifft damit in der Summe am besten den Ton. In der Finalrunde erzielt er als einziger die Höchstwertung. Zum Schluss hat der 55-Jährige aus dem niedersächsischen St. Andreasberg im Harz seine erste Deutsche Meisterschaft sicher. Der mehrmalige Meister Tasso Wolzenburg aus Bad Laasphe in Nordrhein-Westfalen belegt den zweiten Platz, Titelverteidiger Andreas Töpfer aus Niedersachsen wird Dritter.
Verblüffend: Schärf ist gar kein Jäger. «Ich bin eher ein Waldläufer», sagt der ehemalige Bürgermeister der Kleinstadt im Harz nach dem Wettkampf. Als Jugendlicher schlich er schon durch die Wälder und blies in die Gießkanne, später lernte er das Handwerk des Hirschrufens aus Neugier. Nun hat er es an die Spitze der deutschen Hirschrufer geschafft.