"In der Vertreterversammlung bündeln sie die Mitgliederinteressen. Im Vorstand prägen sie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der hauptamtlichen Geschäftsführung und im Aufsichtsrat überwachen sie die Tätigkeit des Vorstandes.
Als Beiräte unterstützen sie zudem den Vorstand mit Rat und Tat. Damit steuern Ehrenamtliche maßgeblich Strategie und Ausrichtung ihres Unternehmens. Das Ehrenamt ist ein unverzichtbarer Bestandteil des genossenschaftlichen Wirtschaftsmodells und Wertesystems", erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (
DRV) bei einer Fachtagung für Verantwortliche der genossenschaftlichen Milchwirtschaft.
Die ehrenamtliche Tätigkeit steht vor neuen, großen Anforderungen. „Je größer die Genossenschaften werden und je häufiger das operative Geschäft in Kapitalgesellschaften ausgegliedert wird, desto mehr werden die Vorschriften des Corporate Governance Kodexes auch im genossenschaftlichen Bereich angewendet. Darin müssen die Landwirte fit sein", so Nüssel. Es gilt, veränderten Anforderungsprofilen gerecht zu werden.
Kandidaten für ein Ehrenamt werden u. a. geschult in Bilanzanalyse, Rechten und Pflichten als Gremienmitglied, Handelsmarketing und Medienarbeit. Vor allem betriebswirtschaftliches Know how mit Risikobetrachtung und Finanzierungsgrundsätzen sind feste Schulungsmodule. Die Akademien in der genossenschaftlichen Gruppe praktizieren dies seit Jahren erfolgreich. Der DRV-Präsident befürwortet verpflichtende Qualifizierungsprogramme, die alle potenziellen Kandidaten für die Gremien zu durchlaufen haben.
Nüssel spricht sich dafür aus, Zertifikate für ehrenamtliche Vorstände und Aufsichtsräte mit entsprechender Qualifizierung zu erteilen. Um mehr junge Betriebsleiter frühzeitig für das Ehrenamt zu gewinnen, setzt er bei den Schulungen auf Inhouse-Lösungen. „Es kommt darauf an, gezielt Nachwuchskräfte anzusprechen und zu begeistern. Deshalb müssen wir die Qualifikation so attraktiv wie möglich machen", so Nüssel. Auch die Vergütung ehrenamtlicher Tätigkeit darf kein Tabuthema sein. „Schließlich muss ein guter Betriebsleiter für Ersatz auf seinem Hof sorgen. Dieser finanzielle und zeitliche Mehraufwand ist auszugleichen", betont der DRV-Präsident.
Das Ehrenamt und die Qualifikation für diese Aufgaben müssen mit dem anhaltenden
Strukturwandel, der Unternehmensgröße, den veränderten Marktbedingungen sowie der Internationalisierung Schritt halten. Die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ist eine Voraussetzung für das Engagement in Aufsichtsräten und anderen Gremien. (drv)