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02.11.2008 | 20:39 | Panorama Wissenschaft  

Einer der letzten großen Entdecker - Meeresforscher Piccard gestorben

Lausanne/Hamburg - So tief wie er ist kein anderer Forscher dem Meer auf den Grund gegangen.

Einer der letzten großen Entdecker - Meeresforscher Piccard gestorben
Der Schweizer Jacques Piccard tauchte 1960 fast 11.000 Meter tief in den Pazifik. Am Samstag starb der Wissenschaftler in seinem Haus am Genfer See. Piccard wurde 86 Jahre alt. Er war der Sohn von Auguste und der Vater von Bertrand Piccard, beide Ballonfahrer, die ebenfalls Rekorde aufstellten.

«Einer der letzten großen Entdecker des 20. Jahrhunderts (...) ist gegangen», schrieb Phil Mundwiller, Sprecher von Piccards Forschungsprojekt Solar Impulse, das am Samstag den Tod eines der Pioniere der Tiefseeforschung bekanntgab. Mundwiller hob hervor, dass Piccard jedes Unterseeboot mit dem er die Meere erforschte, selbst entworfen hatte. Auch das erste U-Boot für Touristen, mit dem 1964 etwa 33.000 Passagiere die Tiefen des Genfer Sees erkundeten, war seine Konstruktion. Das Projekt Solar Impulse beschäftigt sich mit der Nutzung von Sonnenenergie für Flugzeuge.

Jacques Piccard kam am 28. Juli 1922 in Brüssel zur Welt. In Genf studierte er Wirtschaftswissenschaften und internationale Beziehungen. Während sein Vater Auguste Piccard 1931 mit seinem Ballonflug bis in eine Höhe von 16.000 Metern für Aufsehen gesorgt hatte, widmete sich Jacques von 1950 an der Erforschung der Meerestiefen. Mit dem U-Boot «Trieste», das er zusammen mit seinem Vater konstruiert hatte, erreichte er am 23. Januar 1960 im Stillen Ozean zusammen mit US-Marineleutnant Don Walsh den Marianengraben in 10.916 Metern Tiefe. Am tiefstgelegenen Meeresgrund der Erde lastete auf ihnen ein Wasserdruck von 170.000 Tonnen. Niemand wusste zu Beginn des Experiments, ob die beiden wieder lebend nach oben gelangen würden.

1969 verbrachte Piccard einen Monat unter Wasser, um zusammen mit anderen Wissenschaftlern den Golfstrom von Florida bis nach Neu- Schottland zu untersuchen. Mit seinem letzten Forschungsboot, der «Forel», unterstützte Piccard sogar einmal die Kriminalpolizei. Er half bei der Suche nach einer Frauenleiche im Genfer See.

Zu seinem 85. Geburtstag hatte Piccard in einem Interview der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) bekannt, dass er auch gern Astronaut geworden wäre. «Das hätte mich natürlich interessiert», betonte er unter Hinweis darauf, dass die Landung auf dem Mond noch deutlich interessanter als sein Ausflug in die Tiefsee gewesen sei. «Unsere Leistung war wohl eher, dass wir gezeigt haben: Jetzt können wir im Meer überall hin.»

In dem Interview erklärte Piccard auch, warum sein Tiefenrekord nie gebrochen wurde. «Es gibt tatsächlich kein U-Boot mehr, das so tief tauchen kann», sagte er. Da der Meeresboden zu 98 Prozent nur etwa 6.000 Meter unter dem Wasserspiegel liege, sei es wichtiger, viele U-Boote für diese Tiefen zu bauen als eines, das noch größerem Druck standhalten könnte. Jacques Piccard blieb Zeit seines Lebens der Meeres- und Gewässerforschung treu. Seine «Stiftung zum Studium und zum Schutz der Meere und Seen» in Cully am Genfer See beschäftigt sich vor allem mit dem Umweltschutz. Kampf gegen Gewässerverschmutzung oder Erhalt von Pflanzen und Tieren sind die Themen.

Die drei Kinder Piccards haben die visionäre Weltsicht vom Vater übernommen, wie sein Sohn Bertrand einmal erklärte. Sein Vater habe ihm und den Geschwistern Marie-Laure und Thierry Vertrauen im Angesicht des Unbekannten eingeflößt und ihnen vermittelt, dass «Träume durch Hartnäckigkeit wahr werden können». Bertrand, der heute 50-jährige Abenteurer und Facharzt für Psychiatrie, umrundete 1999 zusammen mit dem Briten Brian Jones erstmals die Erde per Heißluftballon. 2011 will Bertrand Piccard erneut um die Erde fliegen - diesmal in einem Solarflugzeug. (dpa)
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