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08.03.2009 | 10:02 | Internationaler Frauentag  

Fakten aus der amtlichen Statistik

Stuttgart - Zum Internationalen Frauentag am 8. März 2009 hat das Statistische Landesamt eine Auswahl von Fakten zum Thema Frau in Wirtschaft und Gesellschaft zusammengestellt.

Frauentag
(c) proplanta
Die Angaben sind jeweils auf ausführliche Beiträge sowie auf Sonderveröffentlichungen, die auch zahlreiche Schaubilder enthalten verlinkt.


Frauen haben bei Qualifikation stark aufgeholt

Die baden-württembergischen Frauen haben bei der beruflichen Ausbildung seit Beginn der 80er Jahr deutlich aufgeholt: So hat sich der Anteil der berufstätigen Frauen ohne Berufsausbildung seit 1982 von rund 42 Prozent auf knapp 24 Prozent nahezu halbiert. Der Anteil an den Akademikerinnen wiederum hat sich in dieser Zeit von rund 6 Prozent auf nahezu 14 Prozent mehr als verdoppelt.

Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von den jüngeren Frauen, die von den bildungspolitischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte offensichtlich zu profitieren wussten: So sind in der Altersgruppe der 30- bis unter 35-Jährigen die weiblichen Erwerbstätigen ihren männlichen Altersgenossen dicht auf den Fersen: Über 21 Prozent der berufstätigen Frauen gegenüber 22 Prozent der Männer haben mittlerweile einen akademischen Ausbildungsabschluss. (Quelle: Mikrozensus 2007) Mehr dazu im Monatsheftbeitrag 9/2008 »Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern in Baden-Württemberg«.


Frauen leben im Schnitt knapp 5 Jahre länger als Männer

Ein neugeborener Junge kann heute in Baden-Württemberg auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78,3 Jahren hoffen, ein neugeborenes Mädchen sogar auf 83,2 Jahre. Damit liegt die Lebenserwartung Neugeborener nach Angaben des Statistischen Landesamtes um neun bzw. zehn Jahre höher als Anfang der 70er-Jahre. Seinerzeit betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt 68,5 Jahre für Jungen und 74,5 Jahre für Mädchen.

Seit Mitte der 90er-Jahre hat sich aber der Unterschied bei der Lebenserwartung zwischen Frauen und Männern nicht unerheblich verringert: Damals lebten die Frauen im Schnitt immerhin 6,4 Jahre länger als Männer, derzeit »nur« noch 4,9 Jahre. Mehr dazu in der Pressemitteilung: »Baden-Württemberger haben die höchste Lebenserwartung in Deutschland« Nr. 425/2008 vom 17. Dezember 2008.


Rund 28.600 Gründerinnen in den Kreisen des Landes

Im Jahr 2007 wagten in Baden-Württemberg mehr als 92 300 Personen den Schritt in die Selbstständigkeit, indem sie einen von rund 84 330 Gewerbebetrieben alleine oder gemeinsam mit anderen gründeten. Unter den neuen Selbstständigen waren nach Angaben des Statistischen Landesamts fast 28 600 Frauen (31 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Existenzgründer und –gründerinnen um gut 4 Prozent.

Bei den Betriebsgründungen mit wirtschaftlicher Substanz nahm die Zahl der Existenzgründer mit 10 Prozent stärker ab als die Zahl der Existenzgründerinnen (‑8 Prozent). Der Frauenanteil bei den Betriebsgründungen mit Substanz variiert auf Kreisebene deutlich: Er liegt zwischen 15 Prozent (Landkreis Tuttlingen, Bodenseekreis) und 26 Prozent (Landkreis Lörrach). Mehr dazu in der Pressemitteilung: »Frauenwirtschaftstage 2008: Rund 28 600 Gründerinnen im Südwesten « Nr. 337/2008 vom 17. Oktober 2008.


Fast ein Drittel der Mütter minderjähriger Kinder ist nicht berufstätig

Nach den Ergebnissen des Mikrozensus, der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutschland, lebten im Jahr 2007 in Baden-Württemberg rund 1,2 Millionen Mütter und 1 Mill. Väter mit Kindern unter 18 Jahren. Wie die Daten belegen, schränken sich nach wie vor Mütter sehr viel stärker bei der Ausübung eines Berufs ein als Väter. Von allen Müttern mit Kindern unter 18 Jahren sind gut 68 Prozent (785.000) berufstätig1), mit knapp 32 Prozent (365.000) ist fast ein Drittel der Mütter mit minderjährigen Kindern nicht erwerbstätig.

Demgegenüber sind von den Vätern 95 Prozent berufstätig, nur eine kleine Minderheit von 5 Prozent geht keiner Erwerbstätigkeit nach.
Mehr dazu in der Pressemitteilung: »Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Fast ein Drittel der Mütter mit minderjährigen Kindern ist nicht berufstätig« Nr. 231/2008 vom 22. Juli 2008.


Frauen sind in den Parlamenten unterrepräsentiert

Vor gut 90 Jahren erhielten die Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht. Auf den 12. November 1918 datiert die »Geburtsurkunde« des Frauenwahlrechts. Am 19. Januar 1919, bei der Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung, konnten Frauen in Deutschland erstmals das passive und aktive Wahlrecht ausüben. Die Ergebnisse der Wahlstatistiken zeigen nach Angaben des Statistischen Landesamtes, dass Frauen bis heute ihr Wahlrecht nicht im gleichen Maße wie Männer nutzen, dies gilt sowohl für das passive als auch für das aktive Wahlrecht.

Während bei den Wahlberechtigten die Frauen in der Mehrheit sind - in Baden-Württemberg mit 52 Prozent gegenüber 48 Prozent Männer -, sind sie in den Parlamenten nach wie vor stark unterrepräsentiert. Im Landtag von Baden-Württemberg liegt der Frauenanteil bei knapp 24 Prozent, in den Gemeindeparlamenten des Landes bei 21 Prozent, in den Kreistagen lediglich bei 15 Prozent. Im Deutschen Bundestag liegt der Frauenanteil bei knapp 32 Prozent, im EU-Parlament bei 30 Prozent (Anteile jeweils laut endgültigem Wahlergebnis).
Mehr dazu in der Pressemitteilung: »Am 12. November vor 90 Jahren: Einführung des Frauenwahlrechts « Nr. 362/2008 vom 5. November 2008. Das Presseheft »Präsenz von Frauen in den Kommunalparlamenten« mit vielen Schaubildern und insgesamt 15 Seiten kann direkt auf der Homepage abgerufen werden.


Frauen stellen 47 Prozent der Studierenden

Im Wintersemester 2008/09 sind nach den vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Landesamtes rund 244.000 Personen (plus 5,3 Prozent oder 12 200 Studierende) an einer der 69 Hochschulen des Landes eingeschrieben. Die Anzahl der Frauen an den Hochschulen erhöhte sich ebenfalls gegenüber dem Wintersemester 2007/08 um 6 Prozent oder 6 400 auf insgesamt rund 114.900.2) Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Studierenden blieb allerdings mit 47 Prozent nahezu unverändert.

Dabei haben die Pädagogischen Hochschulen mit 78 Prozent den höchsten Frauenanteil, gefolgt von den Kunsthochschulen (59 Prozent) und den Verwaltungsfachhochschulen (55 Prozent). Knapp in der Minderheit sind die Frauen dagegen an den Universitäten (48 Prozent), deutlich weniger Frauen gibt es an den Fachhochschulen des Landes (36 Prozent). Ab März 2009 werden auch die Berufsakademien im Rahmen der »Dualen Hochschule Baden-Württemberg« einen formalen Hochschulstatus erhalten. Mehr dazu in der Pressemitteilung: »Wintersemester 2008/09: Zahl der Studierenden mit knapp 244 000 auf neuem Höchststand « Nr. 376/2008 vom 19. November 2008.


Allein Erziehende in der Mehrzahl Frauen

Nach den Ergebnissen des Mikrozensus, der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutschland, ist in Baden-Württemberg im Zeitraum von 1980 bis heute die Zahl der allein Erziehenden deutlich, von 228 000 auf 309 000 angestiegen. Bei den allein Erziehenden handelt es sich auch heute noch in der Mehrzahl um Mütter. So waren 84,5 Prozent der allein Erziehenden im Jahr 2007 Frauen und lediglich 15,5 Prozent Männer. Damit sind Männer unter den allein Erziehenden noch immer in der Minderheit. Mehr dazu in der Pressemitteilung: »Internationaler Tag der Familie 2008: Allein Erziehende finanziell schlechter gestellt « Nr. 157/2008 vom 14. Mai 2008.


Akademikerinnen haben immer seltener Kinder

32 Prozent der Frauen in Baden-Württemberg im Alter von 40 bis unter 45 Jahren mit Hochschulabschluss hatten 2007 keine Kinder. Im Jahr 1982 traf dies nur auf 22 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss zu. Unter den Frauen mit Hauptschul- oder Volksschulabschluss gaben 23 Prozent im Jahr 2007 an, keine Kinder zu haben. 1982 hatten 16 Prozent der Frauen mit diesem Bildungsabschluss keine Kinder. Nachholbedarf in Sachen »Frauen in Führungspositionen« Obwohl sich die berufliche Qualifikation von Männern und Frauen immer mehr angleicht, sind Frauen in Führungspositionen noch immer eher die Ausnahme.

In Baden-Württemberg übten im Jahr 2007 annähernd 189.000 Männer, jedoch nur rund 52.000 Frauen eine Führungsposition aus. Dabei hat seit dem Jahr 2000 die Zahl der weiblichen Führungskräfte mit einem Plus von fast 62 Prozent deutlich stärker zugenommen als die Zahl der Männer in Führungspositionen mit knapp 16 Prozent. Gemessen am Frauenanteil an den Erwerbstätigen insgesamt (gut 45 Prozent) sind »Chefinnen« mit knapp 22 Prozent an allen Führungskräften dennoch nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Mehr dazu im Statistik Aktuell »Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern«


Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation deutlich weniger als Männer

Der Vergleich der monatlichen Nettoeinkommen von vollzeitbeschäftigten Männern und Frauen zeigt, dass Frauen durchweg ein niedrigeres Nettoeinkommen haben als Männer. So hatten nur knapp 26 Prozent der vollzeitbeschäftigten Akademikerinnen, aber fast 61 Prozent ihrer männlichen Kollegen ein Nettoeinkommen von 2.600 Euro und mehr. Umgekehrt mussten 14 Prozent der vollzeitbeschäftigten Frauen mit abgeschlossener Lehre mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 900 Euro auskommen – eine Situation, von der nur annähernd 4 Prozent ihrer männlichen Kollegen betroffen sind.

Zu den Ursachen der Einkommensunterschiede informiert ausführlich das »Statistik aktuell«. Bestellung: Das Statistik Aktuell auf vier Farbseiten »Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern in Baden-Württemberg« übermitteln wir Ihnen in geringer Auflage gern auch als gedrucktes Exemplar (pressestelle@stala.bwl.de).

Zu den Bruttomonatsverdiensten in Euro von Frauen und Männern im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich liegen ausführliche Angaben nach Quartalen vor. Diese können unter pressestelle@stala.bwl.de angefordert werden. Frauen stark im Lehrberuf vertreten Zwei Drittel oder rund 64.000 der Lehrkräfte an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg sind Frauen. Insgesamt beträgt die Zahl der Lehrkräfte rund 98.000 Personen. An den privaten allgemeinbildenden Schulen stellen sie gut 7.000 der insgesamt rund 12.000 Lehrkräfte. (PD)
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