«Die Kerne enthalten Amygdalin, welches während des Verdauungsprozesses Blausäure freisetzt», sagte die Chefin der
Lebensmittelüberwachung Cornelia Trapp am Montag in Rostock. Bereits Anfang Dezember hatte eine Discounterkette bundesweit ein Kaffeegebäck zurückgerufen, nachdem das LALLF einen erhöhten Gehalt dieser Substanz festgestellt hatte. Eine Gesundheitsgefährdung sei nicht auszuschließen, die betroffene Ware sei anschließend aus dem Verkauf genommen worden.
In Abhängigkeit vom Anteil an Aprikosenkernen, insbesondere dem Anteil an bitteren Kernen, kann der Gehalt an freisetzbarer Blausäure in Produkten schwanken. Dieses haben die Untersuchungen im LALLF an verschiedenen Amarettiniproben gezeigt. In sieben untersuchten Proben wurden Gehalte an freisetzbarer Blausäure von 28 bis 287 mg/kg Gebäck ermittelt, letzterer in den genannten italienischen Amarettini.
In Naturkostläden, Reformhäusern und über das Internet werden bittere Aprikosenkerne als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Häufig werden sie als alternatives Mittel zur Krebsbehandlung angepriesen. „Diese Aussage ist irreführend, weil die Wirkung wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. Erwiesen ist nur, dass im Handel erhältliche Kerne den Stoff in Konzentrationen bis zu einem Milligramm pro Kern aufweisen können “, sagt Trapp.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt Verbrauchern daher, nicht mehr als ein bis zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag zu verzehren oder besser noch, völlig darauf zu verzichten. Von Kindern ist das Produkt fernzuhalten. Darüber hinaus fordert die Behörde, dass die Hersteller auf die gesundheitlichen Risiken hinweisen sollten. Ähnlich wie bei Bittermandeln, wo die Etiketten bereits Warnhinweise enthalten, wie beispielsweise „Nicht zum Rohverzehr geeignet“, „Für Kinder unzulänglich aufbewahren“. Wer bei seinem Gebäck nicht auf den typischen Bittermandelgeschmack verzichten möchte, kann auf Bittermandelaroma zutückgreifen.
HintergrundinformationBlausäure (Cyanid) kann Symptome einer akuten Vergiftung, wie Krämpfe, Erbrechen sowie Atemnot hervorrufen und in hohen Dosen sogar zu einer tödlichen Atemlähmung führen. Gemäß einer Risikobewertung des britischen Committee on Toxicity soll die Aufnahme an Cyaniden 0,02 Milligramm pro Kilo Körpergewicht am Tag nicht überschreiten. Mit dem Verzehr nur eines Aprikosenkerns kann diese Aufnahmemenge bereits erreicht sein. Bei rohen Bittermandeln beträgt der Gehalt an Blausäure bis zu 3.000 Milligramm pro Kilogramm. So können je nach Körpergewicht, bereits etwa 5 bis 10 Bittermandeln bei Kindern zu einer tödlichen Blausäurevergiftung führen. (dpa/
LALLF)