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03.04.2009 | 15:52 | Gesunde Ernährung 

Margarinehersteller suchen Imagekorrektur

Wien - Der Umstieg auf gesunde Fette ist besser als der völlige Verzicht auf Fette in der Nahrung.

Gesunde Fette
(c) proplanta
Zu diesem Schluss kommen Ernährungswissenschaftler anlässlich der Präsentation einer neuen Margarine-Imagekampagne des Nahrungsmittelproduzenten Unilever. Ein Handlungsbedarf ist für die Margarinehersteller jedenfalls gegeben: Während der aktuelle Ernährungsbericht Österreichern eine zu fetthaltige Ernährung konstatiert, zeigen Detailerhebungen deutliche Wissenslücken und Unsicherheiten der Bevölkerung über die Bedeutung von Fetten. Diese haben die Margarine trotz ihrer gesundheitlichen Vorteile ins Hintertreffen gebracht.

Erwachsene Zentraleuropäer nehmen täglich 110 Gramm Fett zu sich, was ein Sechstel mehr als der empfohlene Richtwert ist, erklärt Ibrahim Elmadfa, Vorstand des Instituts für Ernährungswissenschaften der Universität Wien. "Der zu hohe Konsum betrifft die gesundheitsschädlichen gesättigten Fettsäuren und Transfette. Bei einfach ungesättigten sowie bei mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist zwar der Bedarf des Körpers gedeckt, für eine optimale gesundheitliche Wirkung könnte ihr Anteil jedoch noch höher sein."

Gesättigte Fettsäuren und Transfette lassen im Körper den Cholesterinspiegel steigen und gefährden das Herz. Ganz im Gegenteil bewirken mehrfach ungesättigte Fettsäuren eine Senkung des Cholesterinspiegels und fördern somit die Gesundheit. Wichtige Quelle dieser Fettsäuren sind Pflanzenöle, Nüsse und Samen sowie Produkte, die darauf basieren.

Eines der wichtigsten Produkte aus Pflanzenfetten ist Margarine, die aus Raps- Sonnenblumen- oder Leinöl hergestellt wird. Dem Fettgemisch aus diesen Pflanzenölen werden neben Wasser Geschmacksstoffe wie Salz, Zitronensäure, Buttermilch oder Joghurt beigemengt, für deren dauerhafte Bindung pflanzliche Emulgatoren wie Lecithin eingesetzt werden. Das fertige Produkt Margarine enthält somit im Gegensatz zu Butter bis zu 50 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren. "Da Butter tierische Fette enthält, dominieren bei ihr die schädlichen gesättigten Fettsäuren", so Claudia Stumpner, Ernährungswissenschaftlerin bei Unilever.

Geht es nach der Meinung der Konsumenten, zieht die Margarine gegenüber der Butter jedoch eindeutig den Kürzeren. Man spricht ihr zwar einen günstigen Preis zu, hält sie jedoch für künstlich und vermutet in ihr schädliche Substanzen wie Cholesterin. Eine Minderheit der Befragten in einer Unilever-Konsumentenstudie sahen Margarine als natürliches oder qualitativ hochwertiges Produkt. Die Botschaft, dass Margarine gutes Fett enthält, ist noch nicht angekommen, so der Tenor der Studie. Jeder Dritte stimmte der Aussage zu, Margarine enthalte schädliche Transfette, was bis in die neunziger Jahre auch der Fall war. "Alle heutigen Margarinetypen sind Transfett-frei", versichert Stumpner.

Darüber hinaus zeigt die Konsumentenstudie große Unsicherheiten und Wissenslücken der Bevölkerung im Umgang mit Fetten sowie den Weiterbestand des Pauschalurteils, Fette seien schlecht. Der Großteil der Befragten zeigte sich aufgrund widersprüchlicher Informationen verwirrt oder klagte, die Berichterstattung orientiere sich nur an Trends und sei somit unverlässlich. Die gesundheitsrelevanten Angaben auf den Produkten seien wenig verständlich oder handlungsorientiert, so das Ergebnis der Konsumentenbefragung.

Das lässt auf Fehler der Kommunikation mit dem Konsumenten schließen. „Jahrelang steht schon auf der Margarine, dass sie essenzielle Fettsäuren enthält, doch die wenigsten verstehen diesen Hinweis. Dahinter steht sicher eine gewisse Betriebsblindheit der Produzenten“, gesteht Anika Hähnel, Unilever Marketing Margarine. Eine ganzjährige Medienkampagne soll Margarine als Quelle für lebenswichtige Fettsäuren darstellen und das Image des Streichprodukts heben. „In vielen Köpfen ist noch immer das Bild des billigen Butterersatzes aus der Nachkriegszeit verhaftet. Doch Margarine hat sich seither grundlegend geändert. Unter den jungen Bevölkerungsgruppen ist der Konsum bereits ähnlich hoch wie bei Butter“, so Hähnel.

Wenn die Kennzeichnung von Nährstoffen auf Produkten auch noch Rückstände zeigen, seien in den letzten Jahren entscheidende Fortschritte erzielt worden, so der Ernährungswissenschaftler Elmadfa im pressetext-Interview. „Die Mengen- und Relationsangaben mit der empfohlenen Tagesdosis haben sich heute überall durchgesetzt.“ Die in der Umfrage dokumentierte Verwirrung zeige, dass weiterhin Handlungsbedarf in Richtung höhere Verständlichkeit bestehe.

Die britische Idee, eine Ampelkennzeichnung der Inhaltsstoffe je nach Wirkung für den Körper mit Rot-Gelb-Grün zu forcieren, werde bisher von der Wirtschaft blockiert. „Das ist nachvollziehbar, denn Rot diskriminiert immer. Eine Mischlösung wäre sinnvoll.“ Wenn auch verschiedene ähnliche Fachbegriffe eine Herausforderung für die Konsumenten darstellten, glaubt Elmadfa an den Bewusstseinswandel durch langfristige Informationen. (pte)
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